Es gab zuerst Versicherungen gegen Feuersgefahr und Hagelschaden, dann kamen Versicherungen gegen Misswachs, Unfälle, Seegefahr, Invalidität, zuletzt auch Versicherung gegen das Freiwilligenjahr der Söhne. Aber etwas ist noch nicht in weitere Kreise gedrungen, weil man weder Annoncen in die Tagesblätter setzt, noch Agenten besoldet, noch schöne Blechschilder mit goldenen Buchstaben heraushängt, noch einen Fond dazu sammelt und Actien ausgiebt. Dennoch ist diese Gesellschaft weit verbreitet, und das heutige Cultur- und Gelehrtenleben kann ohne diese Versicherung gar nicht bestehen – es ist die Lobesassecuranzgesellschaft auf Gegenseitigkeit.
Gar traurig würde es um den Zustand mancher Hochschulen aussehen, wenn in jedem Augenblick ein gerechter Richter alle Gelehrten vor seinen Richterstuhl fordern und nun eine Prüfung anstellen wollte, in welcher Weise sie mit dem Pfund, das ihnen für ihr gelehrtes Wirken und ihren Beruf mitgegeben war, gewirthschaftet haben. Da werden nicht viele sein, welche hintreten und mit dem treuen Knecht der Bibel dem Richter zehn Pfund wiedergeben werden. Der grösste Theil wird sein Pfund im
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/123&oldid=- (Version vom 18.8.2016)