die besten Dichter sind, denen es am besten geht, ist allgemein bekannt, doch dürften es diejenigen sein, welche mit einem gewissen sichern Takt oder Instinkt den Geschmack des Publicums herausgefunden und dann für eine regelmässige Befriedigung dieses Geschmacks Sorge getragen haben. Es ist bekannt, dass unter den heutigen Romandichtern einige für einen Roman 60,000 Mark erhalten, d. h. also ein Vermögen, während schon Auerbach – wenn wir recht berichtet sind – für einzelne Arbeiten 20,000 Mark erhalten hatte. Schriftsteller dieser Art sind also in der beneidenswerthen Lage, sich in wenigen Jahren ein anständiges Vermögen zusammen schreiben zu können.
Ganz anders aber verhält es sich mit den Arbeiten der Gelehrten. Vor wenigen Jahrzehnten wurde die gelehrte Arbeit in Deutschland überhaupt nicht bezahlt, da die Zahl der Käufer zu gering war, als dass die Buchhändler auf irgend einen Gewinn bei einem derartigen Verlagsartikel rechnen durften. Erst nachdem mehrere Verleger zu einem bedeutenden Vermögen gekommen waren, begann auch die gelehrte Arbeit im Preis zu steigen, da nun die vornehmeren Buchhändler auch für derartige Bücher Honorare zu zahlen anfingen, die vornehmsten sogar auch für solche Werke, die in ihren Verlag passten, obwohl kaum eine Aussicht auf die Rückerstattung der Druckkosten vorhanden war. So wurde, wie man wohl behaupten kann, auch die gelehrte Arbeit,
Hans Flach: Der deutsche Professor der Gegenwart. Leipzig 1886, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Flach_Der_deutsche_Professor.djvu/030&oldid=- (Version vom 18.8.2016)