Magdalene (ist langsam nach hinten links gegangen; nach einer kurzen Pause, leise): Willst du zum Essen kommen?
Wolfgang (schweigt, vor sich hinstarrend.)
Magdalene (etwas lauter): Wolf – willst du zum Essen kommen? (Sie eilt, da sie keine Antwort erhält, an seinen Stuhl, blickt Wolfgang ins Gesicht, sinkt dann auf die Kniee und legt den Kopf auf die Lehne des Sessels.)
Wolfgang (streicht ihr wiederholt liebkosend über das Haar.)
(Andere, ärmlichere Wohnung Behring’s. Ebenfalls ärmlichere Ausstattung als im 2. Akte. Rechts derselbe Schreibtisch mit demselben Stuhl wie im 2. Akt. Links ein Tisch mit Stühlen. Eine Thür hinten rechts führt auf den Flur, auf dem eine Garderobenvorrichtung angebracht ist; eine Thür hinten links führt in das Schlafzimmer, in dem sich das Bettchen des kranken Kindes befindet.)
Magdalene: (sitzt an Wolfgang’s Schreibtisch, eifrig schreibend, ab und zu das Taschentuch an die Augen drückend und sich wiederholt umsehend, als befürchte sie Überraschung. Sie kouvertiert, was sie geschrieben, und schiebt den Brief hastig in die Tasche. Dann geht sie an die Thür hinten links und horcht.)
Wolfgang (im Überrock, tritt, den Hut abnehmend, schnell vom Flur herein): Wie geht es Richard?
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/76&oldid=- (Version vom 31.7.2018)