vor Goldknechten und Lumpen: das ist die Sünde wider den heiligen Geist, und – beim Himmel – sie ist so schwer und groß, daß sie niemals vergeben werden kann, niemals – (indem er heftig weinend am Tische zusammenbricht) niemals!
Magdalene (eilt besorgt zu ihm hin): Wolfgang – Wolfgang! Was ist dir? Wollen wir nicht lieber das Gespräch abbrechen, Herr Stein – Herr Behring ist so aufgeregt. –
Wolfgang: Nicht doch – nicht doch – Unsinn! Laß nur gut sein; ich bin schon wieder – ich habe wohl zu wenig geschlafen diese Nacht – – Erzählen Sie weiter, Herr Stein, Sie wollten von Ihrer Frau erzählen.
Stein: Ja – also meine Frau sollte ja von der Sache nix erfahren; sie war schon zu schwach, wissen Sie, sie konnte das nich vertragn. Sie hat sons allns – allns mit mir ausgehalt’n – du lieber Gott, was hab’n wir beiden Menschenkinder mit’nander durchgemacht! Sie müssen nämlich wissen, früher war ich mal sehr fromm, ich war nämlich gans fromm erzogen: Zweimal sonntags in die Kirche war mir noch nich genug; ich ging noch zu Betstunde – un zu Andach – un zu Gott weiß was nich allns. Also gut: da fällt mir eines schönes Tags ’n Buch in die Hände, das behandelt die Theorie von der Entstehung des Sonnensystems, wissen Sie, un rech so einfach un klar, wie das für mein’n dummerhaftigen Kopf paßte. Na, meine Herrschaft’n – sowas – das stimmt ja nu nich
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/109&oldid=- (Version vom 31.7.2018)