Monathen, gerade Einmal sich entschließen können, zu sitzen.
Der Prinz. Wo sind die Stücke?
Conti. In dem Vorzimmer, ich hole sie.
Ihr Bild! – mag! – Ihr Bild, ist sie doch nicht selber. – Und vielleicht find’ ich in dem Bilde wieder, was ich in der Person nicht mehr erblicke. – Ich will es aber nicht wiederfinden. – Der beschwerliche Maler! Ich glaube gar, sie hat ihn bestochen. – Wär’ es auch! Wenn ihr ein anderes Bild, das mit andern Farben, auf einen andern Grund gemalet ist, – in meinem Herzen wieder Platz machen will: – Warlich, ich glaube, ich wär’ es zufrieden. Als ich dort liebte, war ich immer so leicht, so fröhlich, so ausgelassen – Nun bin ich von allem das Gegentheil. – Doch nein; nein, nein! Behäglicher, oder nicht behäglicher: ich bin so besser.
Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Christian Friedrich Voß, Berlin 1772, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Emilia_Galotti_(Lessing_1772).djvu/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)