anders mache – sein Unglück auf immer entscheide. – Es beschwor mich – hören mußt’ ich dieß alles. Aber ich blickte nicht um; ich wollte thun, als ob ich es nicht hörte. – Was konnt’ ich sonst? – Meinen guten Engel bitten, mich mit Taubheit zu schlagen; und wann auch, wann auch auf immer! – Das bat ich; das war das einzige, was ich beten konnte. – Endlich ward es Zeit, mich wieder zu erheben. Das heilige Amt gieng zu Ende. Ich zitterte, mich umzukehren. Ich zitterte, ihn zu erblicken, der sich den Frevel erlauben dürfen. Und da ich mich umwandte, da ich ihn erblickte –
Claudia. Wen, meine Tochter?
Emilia. Rathen Sie, meine Mutter; rathen Sie – Ich glaubte in die Erde zu sinken – Ihn selbst.
Claudia. Wen, ihn selbst?
Emilia. Den Prinzen.
Claudia. Den Prinzen! – O geseegnet sey die Ungeduld deines Vaters, der eben hier war, und dich nicht erwarten wollte!
Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Christian Friedrich Voß, Berlin 1772, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Emilia_Galotti_(Lessing_1772).djvu/46&oldid=- (Version vom 31.7.2018)