nicht Gallotti. Nicht Emilia Galotti! – Was will sie, diese Emilia Bruneschi? (er lieset) Viel gefodert; sehr viel. – Doch sie heist Emilia. Gewährt! (er unterschreibt und klingelt; worauf ein Kammerdiner hereintritt.) Es ist wol noch keiner von den Räthen in dem Vorzimmer?
Der Kammerdiener. Nein.
Der Prinz. Ich habe zu früh Tag gemacht. – Der Morgen ist so schön. Ich will ausfahren. Marchese Marinelli soll mich begleiten. Laßt ihn rufen. (der Kammerdiener geht ab) – Ich kann doch nicht mehr arbeiten. – Ich war so ruhig, bild’ ich mir ein, so ruhig – Auf einmal muß eine arme Bruneschi, Emilia heißen: – weg ist meine Ruhe, und alles! –
Der Kammerd. (welcher wieder herein tritt.) Nach dem Marchese ist geschickt. Und hier, ein Brief von der Gräfinn Orsina.
Der Prinz. Der Orsina? Legt ihn hin.
Der Kammerd. Ihr Läufer wartet.
Der Prinz. Ich will die Antwort senden; wenn es einer bedarf. – Wo ist sie? In der Stadt? oder auf ihrer Villa?
Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Christian Friedrich Voß, Berlin 1772, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Emilia_Galotti_(Lessing_1772).djvu/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)