Dame werde, der es einkömmt, Sie in gutem Ernste zu lieben, Prinz: so – –
Der Prinz. Nichts verschworen, Marinelli!
Marinelli. Ja? In der That, Prinz? Könnt’ es doch kommen? – O! so mag die Gräfinn auch so Unrecht nicht haben.
Der Prinz. Allerdings, sehr Unrecht! – Meine nahe Vermählung mit der Prinzessinn von Massa, will durchaus, daß ich alle dergleichen Händel fürs erste abbreche.
Marinelli. Wenn es nur das wäre: so müßte freylich Orsina sich in ihr Schicksal eben so wohl zu finden wissen, als der Prinz in seines.
Der Prinz. Das unstreitig härter ist, als ihres. Mein Herz wird das Opfer eines elenden Staatsinteresse. Ihres darf sie nur zurücknehmen: aber nicht wider Willen verschenken.
Marinelli. Zurücknehmen? Warum zurücknehmen? fragt die Gräfinn: wenn es weiter nichts, als eine Gemahlinn ist, die dem Prinzen nicht die Liebe, sondern die Politick zuführet? Neben so einer Gemahlinn sieht die Geliebte noch
Gotthold Ephraim Lessing: Emilia Galotti. Christian Friedrich Voß, Berlin 1772, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Emilia_Galotti_(Lessing_1772).djvu/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)