100 die Schmiede, 80 die Schneider, 80 die Schuster, 80 die Leinweber, 60 die Lohgerber, 60 die Goldschmiede, 60 die Maurer und Steinmetzen, 60 die Tischler, 40 die Büttner, 30 die Kürschner, 30 die Fischer, 24 die Sattler, 24 die Barbiere, 24 die Seiler, 20 die Schlosser und Sporer, 18 die Riemer, 18 die Beutler, 12 die Tuchscherer, 12 die Weißgerber, 12 die Hutmacher, 12 die Kannengießer, 12 die Wagner, 12 die Töpfer, 12 die Kupferschmiede, 8 die Messerschmiede, 8 die Schwertfeger, 100 die Platzbäcker. Dazu legte der Kurfürst auf jedes Gebräude Bier, welches die Hausbesitzer zu brauen berechtigt waren, 2 Scheffel Korn, halb in Körnern und halb in Mehl. Die Anzahl der auf den Häusern haftenden Gebräude betrug 1211, so daß dieses 2422 Scheffel ausmachte; mit dem obigen zusammen hätte der Vorrath demnach 9030 Scheffel betragen. Ein ausreichender Vorrath ist jedoch in Wirklichkeit fast niemals gehalten worden; bereits im Jahre 1590 erinnerte Kurfürst Christian daran, da die Revision ergeben habe, daß bei vielen Handwerken, Zünften und Bürgern die bestimmte Quantität nicht vorhanden gewesen sei. Das meiste Getreide sei bei den Schiffhändlern, die damit Handel trieben, gefunden worden. Er verwarnte den Rath bei 5000 Thaler Strafe, auf genaue Einhaltung der Vorschrift zu sehen, daß der festgesetzte Vorrath, halb in Korn und halb in Mehl, immer vorhanden sei. Damit die Stadt besser zum Mehlvorrath komme, befahl der Kurfürst seinem Hausmarschall Hans von Kitzscher, dem Rathe eine der fürstlichen Mühlen mit einigen Mahlgängen einzuräumen. Diese Mühle konnte vom Rathe, gegen die übliche Abgabe von Mehl und Kleie, so lange ausschließlich benutzt werden, bis die Stadt mit genügendem Mehlvorrathe versorgt wäre. Die angedrohte hohe Strafe hatte sofortige Wirkung. Der Rath sandte seinen Bürgermeister Hans Plansdorff nach Lehnin, um Getreide daselbst einzukaufen. Der Kurfürst von Brandenburg hatte ein sehr gutes Erntejahr gehabt und bot daher in einem Briefe aus Cölln a. d. Spree vom 4. Oktober 1590 dem Rathe von Dresden Getreide zum Kaufe an. Daraufhin kaufte der Rath auch 150 Wispel Korn zum Preise von je 18½ Thalern[1].
Der Vorrath in der Festung Dresden (der jetzigen Altstadt) wird im Jahre 1608 auf 5644 Scheffel (bei einer Einwohnerzahl von 8168 Personen) angegeben[2]. Um einen Ueberblick über das in Dresden vorhandene Getreide zu gewinnen, wird bei 100 Thalern Strafe am 15. Oktober 1623 den Schiff- und Getreidehändlern befohlen, binnen 3 Tagen richtige spezifizirte Verzeichnisse ihres Getreidevorrathes einzureichen. Ferner sollen sie angeben, wie hoch sie dieses Getreide eingekauft hätten und was sie noch vor Beginn des Winters zur Ablieferung erwarteten.
Während des 30jährigen Krieges, in dem sich Dresden als uneinnehmbare Festung bewährte, war es den Bürgern unmöglich, größere Vorräthe zu halten. Die Handwerker waren herabgekommen, die Zahl der Meister hatte sich in den schweren Kriegsjahren sehr verringert, Handel und Gewerbe stockte, auch waren viele Bürger durch Armeelieferungen verarmt und in Schulden gerathen. Im Jahre 1636 berichten die Tuchmacher an den Rath, daß sie nicht mehr als 36 Scheffel Getreide auf Vorrath halten könnten. Sie seien nur noch 9, welche das Handwerk betrieben. Bei den Bäckern wurden nur 437 Scheffel Mehl vorgefunden. Die Zahl der Meister der Corduan-Lederarbeiter war auf 2 zurückgegangen. Die Schuhmacher berichteten, daß die meisten von ihnen in dieser schweren Zeit verarmt seien, sie hätten kein Geld in der Lade, auch hätten sie erst kürzlich 1000 Paar Schuhe für die kurfürstliche Armee verfertigt, wovon sie noch meistens das Geld für Leder schuldig seien. Die Lohgerber sagten, die Soldaten hätten sie so in Armuth verstoßen, daß sie wöchentlich nicht ¼ Korn oder Mehl zu ihrem eigenen Unterhalte bezahlen könnten. Sehr bezeichnend für die herrschenden Zustände ist der Bericht der Fischer: „Nun ist am vergangenen Sonntag unser Handwerk beisammen gewesen und befunden, daß in unserm Handwerk nicht mehr als drei arme, alte, verlebte Meister übrig, so nicht in Defension oder der Artolleria sein. Und weil wir Defensioner nunmehr ins 8. Jahr Zug und Wacht verrichten müssen, darneben aber das unserige versäumt und eingebüßet, auch keine große Besoldung hiervor empfangen, dannenhero mehrentheils das liebe Brod von einer Zeit zur andern borgen müssen und ist bei uns nicht mehr als das liebe Leben übrig.“ Und ähnlich berichten die Nadler, die Seifensieder, die Zimmerleute und die anderen Handwerke[3]. Nach Beendigung des Krieges scheint sich die Lage der Einwohner anhaltend gebessert zu haben, denn eine Visitation im Jahre 1656 ergab an Vorrath von Weizen 360½ Scheffel, Korn 2024¾, Hafer 1075½, Heidekorn 177½, Erbsen 13, Wicken 5, Mehl 158¾, Gerste 30¼[4]. Im Jahre 1665 wurden 2763 Scheffel Korn für 4507 Gulden 4 Groschen 6 Pfennig zum Vorrath erkauft[5]. Auf eine Mahnung des Kurfürsten erklären die Handwerke im Jahre 1682, daß sie sich gern mit Vorrath versehen würden, umsomehr, als sie Geld dazu in ihren Laden hätten. Auch berichtet der Rath, daß er „wegen des Erbfeindes entstandener Gefahr“ 4302 Scheffel
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/222&oldid=- (Version vom 16.8.2024)