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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/218

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viele Schreiben verstimmt mich. Die Beschäftigung mit der Bibel richtet mich wieder auf. Leider giebts noch viel zu schreiben....

24) Freitag. Schreiben an Seine Hoheit den Erbprinzen von Sachsen-Meiningen. Ich verspreche einige der bunten Zeichnungen zum Nibelungenlied Anfang Juni nach Meiningen zur Ausstellung zu schicken. Unbestimmt lasse ich, ob ich auch einen großen Karton (Siegfrieds Einzug in Worms) sende. Gonne hat seine Arbeit im Atelier[1] begonnen und bereits den Umriß auf die Leinwand übertragen. – Von Lieutenant Begas erhalte ich einen Brief, worin derselbe im Namen seiner Mutter die Frage stellt: ob die Galerie das berühmte Porträt Thorwaldsens, welches sein Vater 1821 in Rom malte, ankaufen wolle. Die Meinung der Galerie-Kommission wird gehört werden; doch kann kaum ein Zweifel sein, daß wir bei unserer Mittellosigkeit und in Betracht des Umstandes, daß wir in Betreff der Neueren uns bis jetzt nur auf den Kreis der Sachsen angehörenden Künstler beschränkt haben, einen Kauf nicht in Antrag bringen können.... Zahn bringt uns am Abend die Nachricht, daß unser Kollege Professor Anton Krüger[2] heute Vormittag unerwartet schnell, aber sanft verschieden sei. Er war ein sehr wackerer Mann und ein tüchtiges Mitglied des akademischen Lehrer-Kollegiums.

25) Samstag. Mein Atelier wird gründlich gereiniget, was sehr noth that. Ich finde deshalb Gonne nicht, welchem ich ein Bedenken nahe legen wollte hinsichtlich unseres Altarbildes. Die Christusfigur kam mir gestern allzu groß vor. Ich sprach mich nicht sogleich hierüber aus, weil ich dem Eindruck nicht ganz traute; die Sache läßt mir aber keine Ruhe, bis ich sie nicht nochmals vor dem Bilde erwogen und Gonne darauf aufmerksam gemacht habe.... Obermann bringt mir einen Probedruck des Blattes „Saul bei der Wahrsagerin von Endor“. Das Blatt nimmt sich sehr gut aus. Die Zeichnung „David und Abigail“ schreitet nun rasch voran.... Ich erfahre, daß Krüger morgen früh in aller Stille beerdigt wird. Er selbst hat angeordnet, daß in dem Fall seines Todes, von welchem er in der letzten Zeit ein starkes Vorgefühl gehabt hat, das Begräbniß ohne Rede, ohne Sang und Klang und nur im Beisein nächster Verwandter stattfinde.

26) Sonntag.... Beim Aufstehen (6 Uhr) sehe ich draußen alles weiß. Um 7 Uhr ist Krügers Begräbniß. Kälte und Tod sind zwei traurige Dinge.... Scheinert schreibt mir, daß Müller sen. das Vasenbild nach meiner Zeichnung malen werde. Man ist mit derselben sehr zufrieden.... Meine Aufzeichnung wäre fertig geworden, wäre die letzte Tagesstunde nicht durch einen übrigens sehr angenehm überraschenden Besuch in Anspruch genommen worden. Es besucht uns Professor Max Widnmann, der Bildhauer, unser alter treuer Freund. Derselbe war in Berlin, vermuthlich um Rauchs großes Werk, das Denkmal Friedrichs des Großen, zu sehen, da er jetzt das Denkmal König Ludwigs ausführen wird. Trotz des bösen Wetters zeige ich Widnmann ein wenig die Stadt. Den Abend bringt er dann bei uns zu....

27) Montag. Brief an Wigand, welcher heute Abend nebst der heute beendigten, für Ade bestimmten Aufzeichnung „David und Abigail“ nach Leipzig abgeht....

28) Dienstag.... Es beschäftigen mich nun neue Kompositionen zur Bibel, und zwar nehme ich jetzt Gegenstände des neuen Testaments vor. Wie für das alte Testament eine ununterbrochene Reihenfolge bis zu Nr. 105 hergestellt ist, so trachte ich auch für das neue eine entsprechende von I an geführte Reihenfolge herzustellen. Ich zeichne heute Entwürfe zu folgenden Gegenständen: „Jesus als zwölfjähriger Knabe unter den Lehrern im Tempel“ und „Die Geburt des Johannes“....

29) Mittwoch.... Vortrag an den Herrn Minister von Zeschau wegen der von Lieutenant Begas und von Unger angebotenen Bilder. Es ist schade, daß wir Thorwaldsens Porträt nicht erwerben können, aber ich mußte einen ablehnenden Bescheid erwarten. Ich werde beauftragt, sowohl Begas als auch Unger, der einen Salvator Rosa angeboten, ....abfällig zu bescheiden.... Nachmittag besuchen uns Widnmann, Professor Hettner und Gaber. Mit Widnmann und Gaber begebe ich mich nach dem Café National, wo wir die alte Gesellschaft außer Hähnel finden. 1/2 9 Uhr begebe ich mich mit den beiden zu den Meinigen, welche uns erwarten. Dann kommt auch noch Rietschel, und wir bringen noch ein paar Stunden bei einem Glase Bocksbeutel recht gemüthlich mit einander zu.

30) Donnerstag.... Atelier. Gonne hat mit großer Energie den schon aufgepausten Umriß weggewischt und neu aufgezeichnet. Es stehen nun die Figuren Christi, der Maria und des Johannes in dem richtigen Verhältniß zu einander. Die Maria ist auch schon großentheils nach einem vortrefflichen Studium grau in grau untermalt.... Peschel[3] zeigt mir sein Bild. Ich finde leider, daß es schwach ist. Es straft sich hier das eigensinnige Festhalten an einer kindlichen Kunst,


  1. In Schnorrs Atelier.
  2. Der Kupferstecher Anton Ferdinand Krüger, geb. 1793. Er war der mit der allgemeinen Studienaufsicht beauftragte Professor.
  3. Karl Gottlieb Peschel (1798-1879), Professor an der Dresdner Akademie.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/218&oldid=- (Version vom 4.7.2024)