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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/217

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Menschen mochten von der Terrasse und der Brücke aus das Schauspiel mit ansehen. Auch das Quandtsche Haus war dicht besetzt. Die Bauern sahen von dem flachen Dache aus die Szene. Unter den Balkonen stellten sich die Sänger und das Musikkorps sowie die Träger der Fahnen und künstlerischen Embleme auf. Musik. Instrumente und Gesangesgruß. Dann die Deputation. Wegener als Repräsentant des Vereins der selbständigen, Kietz als Repräsentant des Vereins der jüngeren Künstler brachte den Dank und die Wünsche der Künstler. Quandt antwortete auf die sehr gute Anrede Wegeners sehr ausführlich und gut. Quandt war sehr gerührt und sichtbar erfreut durch die Beweise der Liebe und Anerkennung. Etwa 1/2 10 Uhr zogen die Künstler ab. Ich ging sehr bald nach ihnen. Rietschel, Hettner, Gruner schienen Lust zu haben, Quandts Einladung, mit ihm eine Flasche Champagner zu leeren, annehmen zu wollen. Die Feier des Tages ist in allen ihren Abtheilungen sehr gelungen, und Quandt hat unverkennbare Beweise der Liebe und Dankbarkeit empfangen, und diese Erweisungen schienen ihm sehr wohl zu thun.... Mein Entwurf zu der Zeichnung für die Vase ist ganz ins Reine gekommen, und ich glaube die schwierige Aufgabe ziemlich gut gelöst zu haben. Nun gilt es noch, die Reinzeichnung zu Stande zu bringen, wozu indessen zwei Tage genügen werden.

17) Freitag. Der Faktor Teichert kommt am Morgen, um nach der Zeichnung für die Vase zu fragen, da der König sich danach erkundiget hat und auch aus Meißen deshalb geschrieben worden ist. Teichert sagt mir, daß der König 1/2 1 Uhr in die Porzellan-Niederlage kommen werde, um einige Vasen zu sehen, die nach Florenz als Geschenke gehen. Diese Gelegenheit ergreife ich, um dem König meinen Entwurf zu zeigen. Der König ist sehr zufrieden, und es gefällt ihm auch die kurze Erklärung so, daß er daran denkt, sie als Inschrift beizubehalten. Ich werde nun möglichst schnell die Reinzeichnung vollenden, und soll diese sogleich an die Manufaktur gesandt werden. – Nachmittag 5 Uhr Sitzung des akademischen Raths. Hauptgegenstand der Berathung ist der Krügersche[1] Antrag wegen der hiesigen Bauordnung. Geheimer Rath Kohlschütter trägt sämmtliche schriftlich dem Antrage beigegebenen Bemerkungen der Mitglieder des akademischen Raths vor, unter denen die letzten, von Herrn von Quandt herrührenden, durch ihre das Ziel oft verlierende Ausführlichkeit und durch den dozirenden Ton sich auszeichnen. Nach langer, sehr lebhafter und nicht immer im rechten Maße gehaltener Besprechung wird beschlossen, die Baubestimmungen selbst, welche ohnehin jetzt von Neuem von der Behörde in Berathung gezogen werden, einer Prüfung zu unterwerfen und womöglich auf ihre Fassung einzuwirken....

18) Samstag. Meine Zeichnung nimmt Zeit und Kräfte ganz in Anspruch. Da die Figuren klein sind und heute das mühsame und die Augen angreifende Durchpausen und Ueberzeichnen des Umrisses vorgenommen werden muß, so bin ich gegen Abend wirklich ermüdet. Eine Unterbrechung bringt unter Mittag die Galerie-Kommission. Der Hauptmann von Kapernaum des P. Veronese hat doch außerordentlich gewonnen. Schirmer erntet mit seiner Restauration großes Lob....

20) Montag.... Gruner zeigt mir einen Entwurf zur Einrahmung des Holbein, der wohl zur Annahme gelangen wird.... Porzellan-Niederlage. Der König hat die Inschrift aufgesetzt. Sie lautet: „Wohl dem, der im Streit der Pflichten mit klarem Sinn das Recht zu treffen weiß, Wohl mir, daß ich solchen Mann in dir gefunden.“ Vortrefflich hat der König mit der Deutung des Bildes die Widmung verbunden. Meine Erklärung des Bildes lautete: „Durch Weisheit verbunden und geleitet walten Gerechtigkeit und Reichthum zum Segen des Volkes.“ In dem Bilde ist zwischen die Figuren der Gerechtigkeit und des Reichthums (Abundantia), welche sich die Hände reichen, die Weisheit (Minerva) gestellt, die ihre rechte Hand auf die Schulter der letzteren, ihre linke Hand auf die Schulter der Justitia legt. Ein Genius zeichnet die durch die Wage erfolgenden Entscheidungen auf, ein anderer nimmt die Gaben aus dem Füllhorn der Abundantia, um sie zu vertheilen. In den oberen Ecken sind schwebende Genien mit Palmen und Olivenzweigen. 1/2 6 Uhr übergebe ich die in Farben ausgeführte vollendete Zeichnung dem Faktor Teichert. – Aus Leipzig erhalte ich meine Exemplare der 16., 17., 18. Lieferung. So hat denn doch bis zum 20. April Wigand diese Lieferungen herausgebracht. Julius Ade, der junge Xylograph, welcher einige recht gute Blätter geschnitten hat und in der Wiederherstellung der häufig springenden Platten Wigand gute Dienste leistet, besucht mich....

21) Dienstag.... Ich lasse mich bestimmen, in das Theater zu gehen, da Frau und Töchter für den Nachmittag und einen Theil des Abends zur Professor Rietschel geladen sind. Es wird die Stumme von Portici aufgeführt, und es singt den Masaniello, eine Partie, auf welche Ludwig lauert, ein Herr Auerbach aus Wien, Neffe von Berthold Auerbach. Der Mann hat eine schöne Stimme und gefällt. Man sagt, er wünsche hier angestellt zu werden.

22) Mittwoch.... Endlich nehme ich auch wieder eine Aufzeichnung vor: „David und Abigail“. Das


  1. S. u. unter dem 24. April.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/217&oldid=- (Version vom 4.7.2024)