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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/202

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welcher an der isolirten Aufstellung des Holbein natürlich festhält, fertig ist, wird er den Herren Kollegen von der Kommission zur schriftlichen Begutachtung vorgelegt. Ist diese eingelaufen, so mache ich meinen Bericht, in welchem die Mängel der von Hübner und Bendemann eingegebenen Entwürfe gerügt werden und der neue Entwurf zur Annahme empfohlen wird. Die Kollegen sollen diesen Bericht mit anhören, aber damit ist zunächst wenigstens die Unterhandlung geschlossen und Bericht wie Belege werden sogleich abgegeben. – Vom Museum begebe ich mich zu Quandt, welchem ich gratulire.... Als ich meine Aufzeichnung „David und Abigail“ beginnen will, finde ich einen großen Sprung in der Holzplatte....

10) Charfreitag.... Ich halte mich zur Arbeit. Da ich aber um des gestern angegebenen Grundes willen verhindert bin, an einer Bibelplatte zu zeichnen, so nehme ich die Zeichnung für die katholische Kirche vor, welche zu beendigen allerdings auch dringend nöthig ist. Die Figur des Christus wird fertig.

11) Samstag.... Vor 11 Uhr Museum. Schirmer hatte bereits an dem Paul Veronese (Hauptmann von Kapernaum) die Luft übermalt. Die Erfahrung, die wir an der Kreuztragung gemacht haben, daß auch die Verbesserungen ihr Bedenkliches haben, weil die Natur des Meisters so leicht verändert wird, hat ihn bewogen, seine Uebermalung, obwohl Hübner sie sehr gut fand, wieder wegzunehmen und mit einer bescheidenen Restauration sich zu begnügen. Mich freut diese einsichtsvolle Bescheidenheit viel mehr, als mich jede noch so erfolgreiche Kühnheit in dem Fache der Restauration freuen würde....

12) Oster-Sonntag. Ein schöner, heller, sonniger Morgen, ein rechter Ostermorgen. Ich feire meine Ostern in der Arbeit an der Zeichnung zur Chornische der katholischen Kirche. Diese Zeichnung wird bis übermorgen fertig sein, und es mag wohl sein Gutes haben, daß jene Platte gesprungen ist. Denn noch wäre ich zu dieser Arbeit nicht gekommen, wäre die Platte nicht gesprungen. Die Zeichnung, die ich jetzt vorhabe, umfaßt übrigens nur den obern Theil der Chornische, die Kuppel....

13) Oster-Montag. Mit geringen Unterbrechungen halte ich mich heute an der Zeichnung zur Chornische und vollende bis zum Abend den Theil, dessen Ausführung ich mir jetzt zur Aufgabe gemacht hatte, nämlich die Gestalt Christi und die beiden ihm zur Seite befindlichen Gruppen der Engel mit den Leidenswerkzeugen. Eine Unterbrechung wird herbeigeführt durch die Berufung zum König. Seine Majestät theilen mir mit, daß Sie dem Finanzminister Behr, welcher während der Abwesenheit des Justizministers Zschinsky dessen Ministerium verwaltete, Ihre Zufriedenheit durch ein Geschenk ausdrücken wollen. Dieses Geschenk soll in einer Vase bestehen, auf deren einer Seite ein Bild die Vereinigung der beiden Ministerien in einer Hand ausdrücken soll; die Gegenseite wird durch eine Inschrift geschmückt werden, welche der König selbst verfaßt. Die Zeichnung zu dem Bilde wünscht nun der König von mir, und diesen Wunsch mir auszusprechen ist die Ursache meiner Berufung. Die Aufgabe ist eine schwierige. Vertrauen erweckt Vertrauen, sagt man; daß Vertrauen aber plastisch deutliche und vernünftige Bilder hervorrufe, wenn der Stoff dazu nicht angethan ist, das habe ich noch nicht erfahren. Dabei hat die Sache Eile. Ich sagte dem König, was sich überhaupt finden läßt, wird wohl bald gefunden werden, und empfahl mich, der Aufgabe nachsinnend. Nachmittag suche ich Hettner auf, um meine Gedanken ihm mitzutheilen und Raths zu holen. Hettner giebt mir Nachweisungen, die mir nützlich sein werden....



Plünderung Altendresdens 1547.

Zwei Wochen bevor Kurfürst Johann Friedrich der Großmüthige bei Mühlberg von seinem schweren Geschick ereilt wurde, hatte ihn das Kriegsglück bis vor die Hauptstadt seines Gegners Herzog Moritz geführt, die er – freilich vergeblich durch Beschießung zur Uebergabe zu zwingen versuchte. Um Morgen des 10. April 1547 war er mit seinem Kriegsvolke und zahlreicher Artillerie auf seinem verheerenden Eroberungszuge von Meißen her auf dem rechten Elbufer in Altendresden angekommen und hatte das Städtchen, dessen Befestigungen damals erst im Entstehen begriffen waren, ausplündern lassen. Das war gewiß nicht schön, aber es entsprach nun einmal der rauhen Kriegssitte der Zeit. Daß dabei aber auch die Kirche nicht geschont wurde, hätte der fromme Kurfürst zu verhindern wissen sollen. Die Thatsache ergiebt sich aus dem nachstehenden Briefe vom 16. Mai 1547, worin der Rath zu Meißen dem zu Altendresden über den Erfolg seiner Bemühungen zur Wiedererlangung der geraubten Kirchengefäße und der anscheinend mit ihnen zusammen aufbewahrt gewesenen Schützenkleinodien berichtet:

„Unsere willige Dienste zuvor. Ehrsamen und weisen besondere gute Freunde und liebe Nackbarn. Uf euer Schreiben, den Verlust euer Kirchencleinodia belangende, haben wir zu dem, daß unsere Prädikanten denselben zu unsern Kirchen verkündiget und das Volk zur Wiedergabe treulichen vermahnet, etzliche unsere Bürgere und vornehmlich die Goldschmiede beschickt. Do wir dann soviel erfahren, daß Jacoff Geiß eine übergulte kupperne Monstranz umb 12 Groschen erkauft und die umb solch Geld wiederumb zu überantworten erbötig ist. Desgleichen so zeiget Chriftoff Geiß auch an, daß nächst des Churfürsten Feldscherer Hans von Straßberg genannt samt etzlichen Landsknechten zu ihme bracht haben einen Kelch und der Schützen silbern Vogel samt den Schildlein, die habe er ihnen in ihrer Gegenwärtigkeit auch zurschmelzen und etzliche Zehehner[1] doraus gießen müssen, die sie auch mit sich weg gebracht und er nichts davon bekommen habe. Weiter haben wir noch zur Zeit nichts mehrers erfahren können. Dann auch

  1. Zehner, Zehnkreuzer?
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/202&oldid=- (Version vom 4.7.2024)