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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/200

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sehr erfreut, endlich mit den trefflichen Leuten näher zusammenzukommen. Prellers gefallen uns sehr. Die Frau, die wir zum ersten Mal sehen, macht auf uns einen sehr guten Eindruck. Meiner Hausfrau Album wird besichtiget und wird Veranlassung, daß Rietschel für die seine auch eines gründet. Preller nimmt sogleich das Maß von Mariens ihrem, und Donndorf erhält den Auftrag, einstweilen beim Buchbinder das Gehäuse zu bestellen....

28) Samstag.... Im Museum treffe ich mit Bendemann und Hübner vor der Kreuztragung Pauls von Verona zusammen. Die Beleuchtung ist heute gut. Das Bild macht eine treffliche Wirkung, und Schirmer erwirbt sich viel Lob. – Wigand schickt mir den Probedruck von Ades letzter Platte: „Saul verworfen“. Das Blatt ist sehr gut gearbeitet. – Abends Peip. Die Gesellschaft ist größer als sonst. Es sind nicht weniger als drei Minister gegenwärtig: von Beust, von Falkenstein, der einen trefflichen Aufsatz „über die religiösen Parteien in der evangelischen Kirche Sachsens“ vorträgt, und Herr von Zeschau. Außerdem sind Herr Präsident von Langenn, Rektor Klee, Hofrath Reichenbach, Oberhofprediger Liebner und Andere zugegen. Peip trägt eine Abhandlung „über rechte Mitte und schlechte Mitte“ vor, die geistreich geschrieben, aber mit Citaten überfüllt und verzwickt ist. Peip muß sich gefallen lassen, darüber getadelt zu werden. Klee schenkt ihm denselben nicht, sondern sagt seine Meinung mit aller Offenheit....

30) Montag.... 1/212 Uhr Konferenz in der Niederlage der Porzellanfabrik mit den Herren aus Meißen wegen Bemalung und Dekorirung einer sehr großen Vase, welche für die Wiener Ausstellung angefertiget wird. Ich schlage für das figürliche ein Bild von Fr. Albano vor, und, da die Herren selbst keinen Vorschlag machen und den meinigen gut finden, so begeben wir uns in das Museum, wo wir vor dem betreffenden Bilde, „Diana und Aktäon“, uns auch verständigen. Rietschel, welcher auch zur Konferenz gekommen ist, ist ebenfalls mit meinem Vorschlag einverstanden....

April.

1) Mittwoch.... Probedrücke aus Leipzig und von hier. Der erstere, Arbeit von Aarland, „Saul will David tödten“, ist roh und macht mir einen wahren Schreck. Der andere von Steinbrecher ist tüchtig gearbeitet, und wünschte ich nur manches anders, was von mir gefehlt worden. Der Gegenstand ist Sauls Salbung zum Könige..... Meine Aufzeichnung „Sauls Tod“ ist beinahe vollendet. Morgen werde ich sie Gaber bringen.

2) Donnerstag. Vor 8 Uhr Morgens macht mir Wigand einen unerwarteten Besuch. Er kommt von Berlin. So bekommt er denn eine kleine Epistel, in welcher ich mich gestern über das Aarlandsche Blatt aussprach, nicht aus erster Hand und nicht unvorbereitet. Wigand ist ganz in Verzweiflung über Joch, der seine Platte noch nicht abgeliefert hat.... Meine Aufzeichnung „Sauls Tod“ wird fertig und gegen Abend zu Gaber gebracht.

3) Freitag.... Krüger hat die von Langau gemalte Einrahmung für den Holbein aufstellen lassen, und wir (Krüger, Schirmer und ich) betrachten diesen Entwurf.... 1/25 Uhr Sitzung des akademischen Raths. Die halbe Stunde vor der gewöhnlichen Zeit ist zugegeben worden, um über die Geburtstagsfeier des Herrn von Quandt von Seiten des akademischen Raths zu berathen....

4) Samstag.... Nach dem Museum zurückgekehrt, werde ich längere Zeit durch Herrn von Römer in Anspruch genommen, welcher mir sieben Miniaturporträts der Friederike Dinglinger einhändigt, welche er als Geschenk den Königlichen Sammlungen bestimmt hat.... Inzwischen sind sämmtliche Kommissionsmitglieder (die Galerie-Kommission fällt heute aus) vor dem Holbein versammelt, um den Krügerschen Entwurf nochmals zu prüfen und die etwaigen andern Vorschläge in Erwägung zu ziehen. Hübner und Bendemann haben neue Entwürfe gemacht. Obwohl sämmtliche Mitglieder der Kommission heute mehr als neulich die Nothwendigkeit anerkennen, das Holbeinsche Bild hervorzuheben, so erklären sich doch alle gegen unsern Entwurf mehr oder weniger. Besonders findet man, daß der Aufbau einen zu altarartigen Charakter habe und das Bild durch seine Massenhaftigkeit drücke. Der Hübnersche Entwurf, bei welchem das Porträt des Goldschmieds Morette und das große Bildniß der Frau nebst dem Eyckschen Altar und dem kleinen Roger van der Weyden mit aufgenommen ist, findet den meisten Beifall und wird, da in demselben der Hervorhebung des großen Holbein entschieden Rechnung getragen ist, wohl die Grundlage des anzunehmenden Entwurfs bilden. Die Herren sollen ihr Gutachten alle einzeln abgeben. Ich werde, um die Sache zu einem Ziele zu führen, mit Gruner und Krüger unter den jetzt gewonnenen Anschauungen berathen und mit Zugrundlegung des Hübnerschen Entwurfs und der von der Mehrzahl gebilligten Eigenschaften desselben neue Vorschläge machen, aus welchen eine Einigung hervorgehen dürfte. – Nachmittag beginne ich die Aufzeichnung „David schont Sauls in der Höhle“. – Der Herr Bischof Forwerk macht mir einen Besuch und erkundiget sich nach dem Stande der Arbeiten für die Kirche. Von allen Seiten werde ich gedrängt. Gott stehe mir bei, um den an mich gemachten Anforderungen genügen zu können.

5) Sonntag. Palmarum.... Ich arbeite emsig und ohne Störung an meiner Zeichnung, während ich die gestern von der Kommission besprochene und berathene

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/200&oldid=- (Version vom 5.7.2024)