Zum Inhalt springen

Seite:Dresdner Geschichtsblätter Zweiter Band.pdf/142

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

haben sie aber nicht bis zu den Königen herumgehen lassen.

Gespräch bei Tische [?] über Grumbkow[1], die Uniform der Armee und seinen hochseligen Vater.

Keine große Tafel mehr.

In der Wohnung keine 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0.

Ins Vertrautenzimmer[2] gegangen, das ihm gefallen hat, von da zum Nachtschießen[3]. Man hat es so eingerichtet, daß er getroffen hat.

Das hat ihm zu lange gedauert. Mir ist die Bemerkung des Herrn von Seyffertitz[4] entfallen, ebenso meine Antwort.

Ich sagte ihm, am folgenden Tage würde es nicht so viele Förmlichkeiten geben; er hat mir dafür gedankt.

Zur Kurprinzessin gegangen. [Von] Liebe [gesprochen][5]. Unterhaltung, die ich mit der Prinzessin hatte.

Den 16. 0Der König v. Pr. hat einen Eilboten an den Kronprinzen geschickt, er sollte erst am Morgen des folgenden Tages kommen.

Viel Leute vorgestellt. Der König v. Pr. hatte lange geschlafen und die Post nach Wien abgefertigt. Er sagte mir, er hätte eine Beschreibung unseres Hofes und des Empfanges gegeben, worüber der Wiener Hof sich wundern würde.

Er versicherte mir wiederholt, wie große Hochachtung er für den Prinzen empfände, und schlug mir vor, den Prinzen zu besuchen und der Prinzessin seine Aufwartung zu machen.

Er lobte sie außerordentlich und sagte, daß er im stande wäre, sie zu lieben[5].

Er wollte die Ställe und das Kadettenhaus sehen, ebenso das Holländische Palais[6]. Er hat sich aber zu lange in den Ställen aufgehalten, erstaunt über die gute Ordnung und die prächtige Einrichtung.

Er ist zum Prinzen gegangen, der ihm mit seinem ganzen Hofstaate [einige Stufen] entgegenging und ihn selber in seine Zimmer führte, die offen blieben.

Dann sind wir zur vertraulichen Tafel[7] gegangen, wozu man [nur] Leute von gutem Humor zuzog.

Ich speiste mit meiner Quadrille[8] bei mir zu Haus. Am Nachmittag machten wir eine Schlittenfahrt. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0.

Meine Frau [vorgestellt?].

Er sagte mir noch viel Gutes über den König und den Prinzen.

Die Religion betreffend, sagte er mir, es wäre am besten, die Sachen in statu quo zu lassen, aber er fürchte die Regierung des Prinzen.

Ich antwortete ihm, dazu wäre kein Anlaß, da der Prinz Verstand besäße und nichts verlieren wollte.

Er sagte, es wäre richtig, der Prinz wäre verständig 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0. 0.

Er hat mir gegenüber auch über die polnischen Angelegenheiten gesprochen; ich theilte ihm meine Ansichten mit.

Ich führte ihn wieder in seine Wohnung, er zog sich zurück.

Ich ging nach Hause, um das Protokoll für drei Tage niederzuschreiben.

In Maske an den Hof gegangen. Falsche Nachricht über die Ankunft des Prinzen.

Ich bin in die Wohnunng gegangen, um Befehle für den Fall seiner Ankunft zu geben.

Ich traf die Prinzessin und sagte ihr, es wäre abgemacht, der König v. Pr. wäre ihr Galan[9].


  1. Der bekannte, bei Friedrich Wilhelm sehr einflußreiche preußische Generallieutenant von Grumbkow, der sich im Gefolge des Königs befand.
  2. Chambre de Confidence“ ist der entsprechende, heute ungebräuchliche Ausdruck im Texte. Gemeint ist damit ein Zimmer, worin sich eine „table de confidence“ befand (vgl. unten), eine „Maschinentafel“, wie es in dem Staatskalender von 1729 heißt. Was darunter zu verstehen ist, erfahren wir aus den Mémoires de la margrave de Bareith (ed. Brunswick 1810) I, 119, wo es gelegentlich des Gegenbesuches des Königs von Polen in Berlin im Mai und Juni 1728 heißt: „Le jour du départ du roi de Pologne les deux rois tinrent ce qu’on appeloit table de confiance [sic!]. On la nomme ainsi parce qu’on n’y admet qu’une compagnie choisie d’amis.“ Nun wird erklärt, daß es sich dabei um eine Einrichtung handelt, welche die Diener unnöthig macht. Der ganze (runde) Tisch ist versenkbar und kommt gedeckt wieder in die Höhe. Die (schriftlichen) Bestellungen der Gäste werden durch ebenso bewegliche Trommeln ausgerichtet. (Aehnlich die Beschreibung in Hilscher’s „Sammler“, 1. Bd. S. 319.) Diese Einrichtung hatte Friedrich Wilhelm in Dresden kennen gelernt, und auf seinen Wunsch war der Kapitain Karl Friedrich Pöppelmann (Sohn des berühmten Matth. Daniel Pöppelmann) im März 1728 mit allem Nöthigen versehen nach Berlin geschickt worden, um dort eine Maschinentafel (auch table ronde genannt) zu konstruiren, „so wie sie in Dresden auf dem Schlosse befindlich“. Es muß aber auch eine gleiche Einrichtung in dem königlichen Palais in der Pirnaischen Gasse gegeben haben (vgl. unten).
  3. Damit ist ein auf der Stallbahn bei Lampenbeleuchtung abgehaltenes nächtliches Scheibenschießen gemeint, bei dem jeder Treffer ins Zentrum mehrere Raketen in die Luft steigen ließ.
  4. Wahrscheinlich der Oberküchenmeister Adolf Freiherr von Seyffertitz, der dem König v. Pr. zum persönlichen Dienst beigegeben war.
  5. a b Vgl. dazu Anmerkung 20.
  6. Das spätere Japanische Palais.
  7. Siehe oben Anmerkung 13.
  8. Für das am folgenden Tage bevorstehende Schlittenfest hatte sich der Hof in Quadrillen eingetheilt, deren eine Graf Flemming zu führen hatte.
  9. Es handelt sich hier um eine durch die häufigen Maskeraden veranlaßte, scherzhafte Liebeständelei, die wohl eingefädelt war, um den König v. Pr. am galantesten aller Höfe keine zu steife Rolle spielen zu lassen.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 2 (1897 bis 1900). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1897 bis 1900, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Zweiter_Band.pdf/142&oldid=- (Version vom 31.7.2024)