Zum Inhalt springen

Seite:Dresdner Geschichtsblätter Vierter Band.pdf/88

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

quisquam hominum illud de cetero ausu temerario reaedificare praesumeret, dominus episcopus sub poena excommunicationis, nos vero sub periculo rerum et personarum curavimus inhibere. Ut igitur haec rata et inconvulsa permaneant, praesentem cartulam sigilli nostri inpressione munitam conscribi fecimus cum testibus infra notatis, quorum haec sunt nomina: Tidericus episcopus Misnensis, Bruno praepositus Misnensis, Guncelinus decanus, Tidericus custos, Tidericus praepositus Wrzinensis, Lutherus, Bertramus, Luprandus, Wipertus, Albertus canonici Misnenses, Burchardus praepositus de Lutmariz, Henricus canonicus Wrzinensis, Henricus de Werenboldisdorf, Henricus de Warin, Bernardus de Vesta, Bernhardus de Trebzin, Cunradus de Mutsin, Petrus de Chulme, Ulricus antiquus de Donin, Henricus de Becelnewiz, Hartlip de Gurbewiz, Henricus et Albertus fratres de Sterenberc, Henricus Shotte, Henricus de Chorun, Heldolfus, Albertus Polonus, Curadus pincerna, Cunradus de Brezeniz, Hildebrandus capellanus, Rabenoldus et Ulricus scriptores marchionis, Otto filius burcgravii de Donin, Henricus de Frankenberc, Cunradus Spanseil, Hugo de Ysenberc, Cunradus Silstranc, Burkardus Nichist, Timo de Lome, Wernherus Rinc, Fridericus de Cemin, Wernherus de Ertmaresdorf, Mecelin, Knapatz officiati curiae, Bernhardus de Sessov, Cunradus de Yla, Wolframus et Petrus fratres de Shellenberc, Heidenricus et Vlricus capellarii, Vlricus canonicus Misnensis, Henricus marscalcus. Acta sunt haec Dresdene anno ab incarnatione domini Mo CCVIo, indictione IXa, II, Kalendas Aprilis, anno domini Phylippi regis augusti regni VIIIo, feliciter amen.

Vergegenwärtigen wir uns, wie es damals in Dresden ausgesehen haben mag. Eine markgräfliche Burg war ohne Zweifel schon vorhanden. Denn der Markgraf konnte eine Verhandlung zwischen zwei mächtigen Nachbarn, die doch ein angemessenes äußeres Auftreten des Schiedsrichters erforderte, unmöglich in einem einfachen Dorfe abhalten, schon weil dort zur Unterbringung so vieler vornehmer Gäste, darunter der Bischof mit dem ganzen Domkapitel, keine ausreichenden Räumlichkeiten zur Verfügung standen. Die Anlage der Stadt war zwar vielleicht schon bei der Erbauung der Burg geplant, aber weit vorgeschritten kann sie im Jahre 1206 nicht gewesen sein. Ein markgräflicher Vogt wäre von Anfang an zur Leitung des Anbaues und der Stadtbefestigung wie zur Ausübung der Gerichtsbarkeit über die zuziehenden Ansiedler unentbehrlich gewesen, und es ist nicht anzunehmen, daß dieser Vogt von Dresden, der in der Umgebung des Landesherrn doch eine gewichtige Stellung eingenommen hätte, unter den Zeugen des Schiedsspruches über einen Grenzstreit, der nahe an seinem Amtssitze spielte, gefehlt haben würde. Auch in einer Urkunde vom Jahre 1215 wird Dresden noch ohne jeden Zusatz als Ausstellungsort genannt und erst am 21. Januar 1216 wird sie als Stadt (civitas) bezeichnet. Die Gründung einer Stadt war in jener Zeit ein so bedeutendes Ereignis, daß der Gründer es gewiß in keiner von den wenigen Urkunden, die er dort ausstellte, unterlassen haben würde, eine Hindeutung darauf anzubringen. Die Stadt kann also erst kurz vor 1216 begründet sein.

Die schmucklose, zum großen Teil wohl aus Holzwerk errichtete Burg stand frei auf einem Hügel, dem Taschenberge. Von ihrem Wartturme bot sich ein nicht gerade reiches, wenn auch vielleicht malerisches Bild. Drüben über der Elbe lag an der Stelle des heutigen Marktes ein ärmliches Dörfchen ohne Kirche, dahinter Gärten und Felder von geringer Ausdehnung, dicht umrahmt von dem zu beiden Seiten fast bis an den Strom herabreichenden Kiefernwalde der sandigen Heide. Im Osten fiel der Blick auf ein kleines Gotteshaus, die Frauenkirche, um die herum, in mehrere Gassen angeordnet, die Häuschen von Fischern und kleinen Zinsbauern sich lagerten. Dahinter dehnte sich das Dorf Ramtitz aus, das später in die Vorstadt hineinwuchs, dann im Südosten Striesen und Strehlen, im Süden und Westen Räcknitz, Plauen, Löbtau, Cotta und Ostra; weiter unten grüßte der Turm der Kirche zu Briesnitz, der Mutterkirche Dresdens, herüber. Auch auf dem linken Elbufer reichte der Wald bis dicht unterhalb der Burg und oberhalb von Blasewitz her bis nahe an Ramtitz heran. Die Fläche innerhalb des Kranzes dieser Dörfer bedeckten zwischen Feldern und Wiesen noch viele Seen, Teiche und Sümpfe; selbst auf dem Raume, den dann die Stadt einnahm, unterbrachen noch sumpfige Tümpel das Kulturland. An dieser Stelle haben die Felder vermutlich dem Pfarrer gehört; bei der Anlegung der Stadt wurden sie zu Baustellen verwendet und der Kirche durch Landstücke weiter im Westen ersetzt, denn nur so erklärt es sich, daß später das dem Pfarrer gehörige Dorf Poppitz so weit von der Frauenkirche entfernt lag. Die Güter in den umliegenden Dörfern gehörten deutschen Herren, die Masse der Bauernbevölkerung waren Slawen, die ihnen Zins und Frohndienste zu leisten hatten. Kein Schiffsverkehr belebte die Elbe, die an den Ufern stromaufwärts gelegenen kleinen Fischerdörfer boten dem Handel kein lohnendes Feld. Wie das Land von Teichen, so war der Fluß von Inseln durchsetzt, namentlich breitete sich ein großer Werder in der Gegend der jetzigen Albertbrücke aus. Eine Fähre mag zwischen den beiden Dorfhälften von jeher vorhanden gewesen sein; sie genügte für den geringen

Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/88&oldid=- (Version vom 6.2.2025)