Lehnsmannen, dem Grafen Bernhard zu Hardeck und Glatz, Erbschenken in Österreich und Truchsessen in Steyer, ein Kredenzschreiben für den Kurfürsten gegeben[1]. Darin erinnert er ihn daran, wie er schon früher mit ihm wegen eines Anlehens bei Kurfürst August gesprochen, wie er aber jederzeit bedacht gewesen, „Seiner Lieb, wohlgedachtes Churfürsten, hierinnen zu verschonen und auf eine sondere [Gelegenheit] noch zu sparen, auch noch zumal die sach nit gern an Dieselben gelangen lassen“. Nun sei es aber ganz nötig wegen der polnischen Landstände; „khönnen wir nit umbgehen, um Sein Lieb in gegenwärtigem unserm Zufall umb ein erkleckliches Anlehen freundlich und gnediglich ersuchen zu lassen“. Kurz, er will 100 bis 150 000 Taler gegen gebührlichen Zins und genügenden „Fürstand“ und Bürgschaft. Am 26. April entschloß er sich unter lebhaften Dankesworten für das, was ihm in Dresden geboten worden[2], sogar dazu, an August unmittelbar das Ansinnen zu stellen; er versieht sich dessen, „daß S. L. uns auch diesmal endlich nit lassen werden“; er hatte also schon früher manchmal bei ihm angeklopft. August hat sich bei den nun Monate andauernden Verhandlungen sehr klug gezeigt. Er erklärte sich sofort bereit, überließ dabei bezüglich der Bürgschaften usw. alles Max „als einem weisen Kaiser“, schickte alsbald Gesandte nach Prag, und zwar die Herren Wolf von Schönberg, Tham von Sebottendorf und Dr. Wolf Eulenbeck[3], die vor allem die Belehnung mit dem Vogtland betreiben und gegen Zahlung der zu verborgenden Summe die Verpfändung des Fürstentumes Sagan herbeiführen sollten. Dies letztere hatte früher einmal den Wettinern gehört und sollte nun zurückgewonnen werden; zugleich sollte auch der Anfall der Grafschaft Henneberg für später zugesichert werden. Während in den im Mai zwischen beiden Fürsten gewechselten Briefen allerhand Versicherungen, Anerbietungen und Dankesworte ausgetauscht werden, klingt es später mehr und mehr geschäftsmäßig. Max geht auf die Verpfändung von Sagan nicht ein, braucht aber das Geld so nötig, daß er ohne Verschreibung 50 000 Taler sofort bar haben will; später erhöht er diese Forderung sogar auf 100 000 Taler. August ist dagegen erbötig, statt 150 000 Taler 175 000, später sogar 200 000 Taler zu leihen, um gute Bedingungen herauszuschlagen. Als er aber sogleich 100 000 Taler ohne Verschreibung und vor allem ohne Sicherungen auflegen soll, weigert er sich und schreibt unter anderm am 10. September 1575 an Max[4]: „man soll ein willig Pferd nicht überhaun“. Wenn er für die eigentliche Verschreibung forderte, daß entweder Nürnberg allein oder mit Augsburg, Ulm und Frankfurt als Bürge auftrete und das Darlehen auf zwei Jahre mit 5% Zinsen gegeben werden sollte, so ist dies ja maßvoll zu nennen. Aus dem ganzen Geldgeschäft ist aber nichts geworden. Das mochte wohl damit zusammenhängen, daß August unter dem 17. September 1575 die längst ersehnte Bestätigung des Besitzes des Vogtlandes erhielt; da ihm Sagan als Pfandschilling kaum zuteil werden konnte, mochte das Interesse an der Darleihung der gewaltigen Summen bei ihm geschwunden sein. Den Gedanken des Kurfürsten, des Kaisers Rat, den böhmischen Kanzler Herrn von Bernstein, der sich in Dresden erboten hatte, sich „in alle dem, so der Kayserl. Maj. nicht zuwider und ohne Nachtheil des Vaterlandes geschehen könnte, Churf. Gnaden dienstlich und willfährig zu erweisen,“ für die Vorschläge der Verpfändung Sagans und der Belehnung mit dem Vogtlande durch Schenkung einer güldenen Kette zu gewinnen, griffen die sächsischen Ritter gern auf, doch scheint es zu diesem Geschenk nicht gekommen zu sein[5].
Nach der Dresdner Reise des Kaisers sind zwischen den Herrschern noch etliche Gegenstände ausgetauscht worden. Auf das „Truckwerk“ (s. o.; wohl ein Münzprägstock), über das der Kaiser für seine ungarischen Bergstätten mancherlei Aufklärung zu haben wünschte, sendet er, der Augusts Vorliebe für Fruchtbäume kennen gelernt hatte, am 24. Mai 1575 „4 Pomeranzen Päumbl, darunter eines, so schon pluet und Frucht hat; zwei Püttle Kirschen, allein zu säen; ein Paumbl Weixlen spanischer Art (guindas garrafales); allerhand Spelzzweige (d. s. Pfropfreiser), Birnbäume, Granatöpffel- Paumbl u. dergl.“[6]. Einmal läßt er ein langes Verzeichnis hinzufügen, das aber nicht mehr bei den Akten liegt. Durch einen eingeschalteten Zettel erfahren wir aber, daß es die Kurfürstin „unsere gnedigste Frau, zu sich genommen, und ist dem Gärtner zu Dreßden Georg Wingern gleichlauttende Abschrift davon zugeschickt worden“.
Beide Fürsten haben sich nach den Dresdner Tagen noch einmal, und zwar im Oktober desselben Jahres 1575 zu Regensburg, gesehen, als nun endlich die von
Kaiser Max so sehnlichst gewünschte Wahl seines Sohnes
- ↑ H. St. A. Loc. 8500 Kayser Maximilian usw. Schreiben an Churf. Augustum 1574–1576, S. 44.
- ↑ Hubert Languet (Epistol. secret. I, S. 81) teilt dem Kurfürsten aus Prag am 25. April ebenfalls mit, daß das Gefolge Maximilians, das ihn nach Dresden begleitet habe, des Lobes über S. L. Freigebigkeit und Glanz voll sei.
- ↑ J. Falke, Die Erwerbung des Voigtlands usw. Archiv für Sächs. Gesch. III, S. 303.
- ↑ Loc. 8500 S. 70.
- ↑ H St A. 9635. Instructiones .... der Abgesandten in Prag 1575. Von Blatt 18 an.
- ↑ H St A. Loc. 8499. Schreiben 1564–1576, S. 57 flgd.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 4 (1905 bis 1908). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1905 bis 1908, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Vierter_Band.pdf/248&oldid=- (Version vom 18.2.2025)