Befestigungswerke auf dem Königstein von ihm her. Er starb 1607 in Dresden und wurde auf dem Frauenkirchhofe begraben. Nach Gurlitts sachverständigem Urtheil war er mehr tüchtiger Handwerker als Künstler. Deshalb geht seinen Bauwerken die höhere künstlerische Bedeutung ab. Vergeblich[WS 1] suchte er die architektonischen Mängel durch überreiche Ausschmückung zu verdecken. Seine letzten Lebensjahre wurden ihm durch unliebsame Streitigkeiten mit seinem heißblütigen und leidenschaftlichen Rivalen Nosseni verbittert.
Giovanni Maria Nosseni[1] ist 1544 in Lugano geboren. Nachdem er sich tüchtige Kenntnisse und Fertigkeiten in der Architektur und Bildhauerkunst erworben hatte, verließ er sein Vaterland und trat 1575 in den Dienst des Kurfürsten August. Da ihm seine Stellung aussichtsreich erschien, beschloß er sich dauernd in Sachsen niederzulassen und trat deshalb zum Protestantismus über. Durch seine vielseitige Begabung wurde er seinem Herrn bald unentbehrlich, und auch dessen Nachfolger wußten ihn gebührend zu schätzen und an ihren Hof zu fesseln. Sein Hauptwerk ist die Fürstenkapelle im Dom zu Freiberg, die er nicht nur entwarf und ausführte, sondern auch in Gemeinschaft mit seinem Landsmann Carlo de Cesare, einem Schüler des großen Florentiner Meisters Giovanni da Bologna, ausschmückte. In Dresden ist der schöne Altar der Sophienkirche ein Zeugniß seiner Künstlerschaft. Auch das Altarwerk der Waldheimer Schloßkapelle rührt von ihm her. Ebenso betheiligte er sich an der Innenausstattung der Schlösser zu Lichtenburg, Freiberg und Augustusburg. Viele seiner Bildhauerarbeiten, die sich ehemals im kurfürstlichen Lusthause auf der Jungfernbastei befanden, sind leider untergegangen. Seine Thätigkeit umfaßte auch das Gebiet der Kleinkunst. Mehrere von seiner Hand gebaute Nußbaumsessel mit Serpentinsitzen bewahrt das Historische Museum. Einige Tische mit Marmorplatten, die ich ihm zuschreiben möchte, stehen in der Königlichen Bibliothek und in der Porzellansammlung. Große Verdienste erwarb er sich um die Erschließung der Mineralschätze Sachsens. Die Marmorbrüche des Erzgebirges und die Alabastergruben Thüringens wurden durch ihn zuerst rationell ausgebeutet. Auch gab er die Anregung zu künstlerischer Verwertung des Zöbliger Serpentins. Bei Hofe machte er sich als erfindungsreicher Leiter von Festlichkeiten aller Art beliebt. Unermüdlich entwarf er Inventionen zu Aufzügen, Turnieren, Maskenfesten, Schlittenfahrten und Theatervorstellungen. Der Ruf seiner Geschicklichkeit auf diesem Gebiete drang bald über die Grenzen Sachsens, und oft wurde er von seinem Herrn an auswärtige Höfe beurlaubt, wo er sein Talent entfalten sollte. 1620 starb der unruhige Mann in seinem Hause am Elbthor. Seine werthvolle Kunstsammlung ging durch Kauf in den Besitz des Kurfürsten Johann Georg über[2]. Von seinen Büchern befinden sich noch viele, die zum Theil mit eigenhändigen handschriftlichen Einträgen versehen sind, in der Königlichen Bibliothek. Seine Schüler Sebastian Walther und Zacharias Hegewald ehrten sein Andenken schon bei seinen Lebzeiten durch ein schönes Grabmal, das noch heute, wenn auch verstümmelt, in der Sophienkirche steht und das den Meister mit seinen drei Frauen zeigt. Sein feines ausdrucksvolles Gesicht ist glücklicherweise wohlerhalten. Der müde verschleierte Blick und ein paar bittere Falten lassen auf ein melancholisches Temperament und trübe Lebenserfahrungen schließen. Nosseni hat die sächsische Kunst, die bis dahin eine gewisse landschaftliche Eigenart bewahrt hatte, der italienischen Hochrenaissance untergeordnet und sie dadurch ihrer Volksthümlichkeit beraubt. Er hinterließ eine Bildhauerschule, deren zahlreiche auf uns gekommene Leistungen nach Gurlitts Urtheil zwar nicht starkes individuelles Leben, aber tüchtiges Können und oft überraschende Formvollendung zeigen. Gelegentlich hat er sich auch auf wissenschaftlichem Gebiete versucht, doch mögen seine phantastischen Schriften historischen und chronologischen Inhalts besser mit Stillschweigen übergangen werden, da sie auch vor einer wohlwollenden Kritik nicht bestehen können. Als Dichter werden wir ihn noch kennen lernen.
Von den übrigen bildenden Künstlern Dresdens gehörten in jener Zeit die meisten einer 1574 gegründeten Innung an, welche die Maler, Bildhauer und Bildschnitzer umfaßte[3]. Unter den Gründern der Innung befanden sich mehrere noch heute bekannte Männer: Heinrich Göding der ältere, Friedrich Bergt und fünf Mitglieder der Künstlerfamilie Walther: Hans, damals Bürgermeister von Dresden, Christoph der ältere und der jüngere, Andreas und Ambrosius[4]. Später traten noch Daniel Bretschneider, Paul Schürer und Hans Spellin bei, von denen sich ehemals zahlreiche Gemälde in der kurfürstlichen Kunstkammer befanden, die aber jetzt verschollen sind.
Heinrich Göding[5] war 1531 in Braunschweig
Anmerkungen
- ↑ Aegidius Strauch, Christliche Leichpredigt, Bey dem Begräbniß ... Johannis Mariae Nossenij ... Dreßden 1620. – Neu eröffnetes Histor. Sächs. Curiositäten-Cabinet 1746, 357–364. – Sammlung vermischter Nachrichten zur sächsischen Geschichte 1, II, 25–30. 134–144. – Ch. Hohlfeldt in den Mitt. d. Königlich Sächs. Altertumsvereins 2, 1842, 63–69. – J. Schmidt in Webers Archiv f. d. sächs. Geschichte 11, 1873, 121ff. – R. Steche im Neuen Archiv f. sächs. Geschichte 4, 1883, 126ff.
- ↑ V. Hantzsch in den Dresdner Geschichtsblättern 1903, 157ff.
- ↑ K. Berling, Die Dresdner Malerinnung (Neues Archiv f. sächs. Geschichte 11, 1890, 263ff).
- ↑ J. und A. Erbstein, Der kurfürstlich sächsische Eisenschneider Paul Walther, Dresden 1886, 5.4ff.
- ↑ K. Berling, Der kursächsische Hofmaler und Kupferstecher Heinrich Göding (Neues Archiv f. sächs. Geschichte 8, 1887, 290ff.)
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Vegeblich
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/278&oldid=- (Version vom 13.10.2024)