unaufschieblichen Arbeiten zu verzichten, so würde ich
Ihnen schon längst meinen herzlichen Dank für Ihre
freundliche Zusendung ausgesprochen haben. Ich hole
das jetzt nach und danke Ihnen aufrichtig für dies Zeichen
der Erinnerung und für Ihre guten Worte über meinen
lieben Lehrer Klee. Er war im Grunde der letzte Lehrer,
den ich gehabt, und ich danke ihm mehr als ich sagen
kann. Wenn Sie mir erlauben wollen ganz offen zu
sprechen, so gestehe ich, daß die gutgemeinte aber wenig
taktvolle Schrift von Dr. Hölbe mir nicht gefallen hat.
Um so mehr war ich erfreut, Ihre warmen und
herzlichen Worte zu lesen. Das Bild Klee’s, wie er in seinen
kräftigen Tagen war, und die glückliche Schulzeit auf
der Kreuzschule wird mir immer unvergessen bleiben;
und obwohl heute mein Name in meiner sächsischen
Heimath nicht gern genannt wird, so hoffe ich doch auf
eine Zukunft, wo man mich nicht zu den unwürdigen
Zöglingen der alten Schule rechnen wird. Ein guter
Deutscher und Preuße zu sein wird auch in Dresden
dereinst noch als eine Ehre gelten.
Von Wolfgang[1] habe ich neulich durch Curtius[2] und Sauppe[3], die aus Rom zurückkehrten, Vieles und Gutes gehört. Grüßen Sie Ihn von mir, wenn Sie ihm schreiben, und behalten Sie in gutem Andenken
Ihren
dankbaren Schüler
Treitschke.
Helbig hat darauf Treitschken offenbar seine Verwunderung ausgedrückt, daß er so mild über Hölbes Schrift urtheile. In einem zweiten Briefe vom 24. August 1868, mit dem er einer an die alten Kreuzschüler ergangenen Aufforderung zufolge einen Beitrag für den zu gründenden Stipendienfonds der Schule einschickt, kommt Treitschke auf die Sache zurück und schreibt: „Meine Aeußerungen über Hölbe waren allerdings sehr sanftmüthig. Ich sprach so mild, weil ich Hölbe mehrmals mit Klee zusammen gesehen hatte, also der Meinung war, sein trauriges Machwerk sei nur eine gut gemeinte Taktlosigkeit. Nach Ihren Mittheilungen muß ich jetzt freilich härter urtheilen“.
Wer heute die Schrift unbefangen durchliest, wird kaum den Eindruck gewinnen, daß Hölbe nicht ernstlich bestrebt gewesen wäre, der eigenartigen Natur und der Bedeutung des Mannes gerecht zu werden. Nur fallen einige Andeutungen auf, die angesichts des frischen Grabes nicht taktvoll und die trauernden Freunde Klees zu verletzen geeignet waren; auch die Mitveröffentlichung einer humoristischen Abhandlung Klees „über das Schlagen“, die nur zum Vortrag im engen Freundeskreise bestimmt sein konnte, war ungeschickt. – Wie ächt die Verehrung gewesen, die Klee bei seinen Schülern genoß, geht daraus hervor, daß die überlebenden von ihnen jetzt noch, ein volles Menschenalter nach seinem Tode, beschlossen haben, ihm ein Grabdenkmal zu stiften.
O. R.
- Oskar Schneider, Dr. phil., Prof., Realgymnasialoberlehrer a. D., geb. in Löbau 18. April 1841, gest. 8. September 1903 in Blasewitz, Südstraße 5. – Trinitatisfriedhof.
- Friedrich Gustav Lehmann, Dr. med., Geh. Medizinalrath a D., geb. in Großenhain 4. April 1828, gest. 16. September 1903 Terrassenufer 23. – Johannesfriedhof (Tolkewitz).
- Otto Julius von Tschirschky und Bögendorff, Wirkl. Geh. Rath, früher Generaldirektor der Staatseisenbahnen, geb. in Dresden 18. März 1818, gest. 8. Oktober 1903 Zinzendorfstraße 47. – Trinitatisfriedhof.
- Ernst Friedrich Giese, Geh. Hofrath, früher Professor der Baukunst an der Technischen Hochschule, geb. in Bautzen 16. April 1832, gest. in Charlottenburg 12. Oktober 1903. – Louisenfriedhof in Charlottenburg.
- Otto Emil Frommhold, Dr. phil., früher Pfarrer an der Annenkirche, geb. in Reichenbach i. V. 11. Juni 1841. gest. in Bonn 19. Oktober 1903. – Friedhof in Bonn.
- Eduard Schmidt gen. Decarli, Hofopernsänger a. D., geb. in Olmütz 9. Januar 1846, gest. 23. Oktober 1903 in Radebeul, Moritzstraße 1. – Friedhof in Radebeul.
- Christian August Nagel, Geh. Regierungsrath, früher Professor der Geodäsie an der Technischen Hochschule, geb. in Grünberg bei Radeberg 17. Mai 1821, gest. 23. Oktober 1903 Bernhardstraße 19. – Annenfriedhof (Chemnitzer Straße).
- Isidor Robert Krauße, Professor, Historien- und Porträtmaler, geb. in Weimar 28. Juli 1834, gest. 5. November 1903 im Johannstädter Krankenhause. – Trinitatisfriedhof.
- Gustav Ernst Gottlieb Diestel, Dr. phil., Professor, früher Konrektor am Vitzthumschen Gymnasium, geb. in Königsberg 7. März 1830, gest. 8. November 1903 in Dresden-Planen, Ringstraße 31. – Trinitatisfriedhof.
- Rudolf Karl Toussaint von Charpentier, Wirkl. Geh. Rath geb. in Dresden 18. September 1822, gest. 13. Dezember 1903 große Klostergasse 12. – Innerer Neustädter Friedhof.
- Sophus Ruge, Dr. phil., Geh. Hofrath, Professor der Geographie an der Technischen Hochschule, geb. in Dorum 26. März 1831, gest. 23. Dezember 1903 in Klotzsche, Martin Lutherstraße 16. – Friedhof in Klotzsche.
- Gustav Adolf Munkel, Oberamtsrichter, Oberjustizrath, geb. in Dresden 19. September 1835, gest. 14. Januar 1904 Wiener Straße 29. – Trinitatisfriedhof.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/268&oldid=- (Version vom 8.10.2024)