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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/194

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XII. Jahrgang          1903          Nr. 3.


Von diesen Blättern erscheinen jährlich 4 Nummern im Umfange von 1½ bis 3½ Bogen. Bestellpreis für den Jahrgang
3 Mark. Die Vereinsmitglieder erhalten die Blätter unentgeltlich zugesandt.


Die Kriegsdienste der Pflege Dresden im Jahre 1445.
Mitgetheilt von O. Mörtzsch.

Neben den Zinsregistern der mittelalterlichen Aemter sind die Verzeichnisse der „Erbar Manschaft[1] und Volge des Landvolks“ in hohem Maße geeignet, namentlich über die Bevölkerungsziffern, über die Anzahl der Vorwerke, über das Vorhandensein von Wäldern, Weinbergen, Heiden u. s. w. in größeren Gebieten Aufschluß zu geben. Das Verzeichniß vom Jahre 1445 (im Königl. Hauptstaatsarchiv Locat 7997) ist für Dresden von besonderer Bedeutung, weil die Kriegsdienste des Adels und der Landleute, welche dem Amte, der Stadt, einzelnen Dresdner Bürgern, verschiedenen Klöstern oder in anderen Pflegen gesessenen Adelspersonen gehörten, genau aufgeführt sind.

Um den sich gleichbleibenden Wortlaut[2] der Einträge nicht wiederholen zu müssen, soll das Verzeichniß hier in tabellarischer form gegeben werden.

Hans Kraß (Karaß) – Koswig (Coswig) 1 gutes Vorwerk – 30 Schock (Groschen); Reniß (Rähnis) 1 geringes Vorwert und auch einige Weinberge – 3 Pferde.

Hencz von Bodewicz und Nickel von Grünberg – Reichenberg jeder 1 Vorwerf – jeder 10 Schock – 2 Pferde.

Wenczlaw von Polenczk (Polens) – Knapsdorf)[3] 1 Vorwerk; mit Heinrich Czesschawen (Zeschau) – Forkerstorf (Volfersdorf) 10 Schock – zusammen 1 Pferd.

Ihan von Berwigestorf (Berbisdorf) – Bekbisdorf 1 Vormerk – 12 Schock – 1 Pferd.

Hans Peschen (Pieschen) und Baltasar v. Schonfeld (Schönfeld) Bernstorf (Bärnsdorf) jeder 1 Vorwerf 10 resp. 5 Schock zusammen 2 Pferde.

Segehard v. Kunerstorf (Kunnersdorf) und Nickel v. Grunberg (Grünberg) – Medegaw (Medingen) 1 geringes Vorwerk – 4 Schock – 1 Pferd.

Jost v. Lindenaw (Lindenau) – Ottendorf gebuwer gut (Bauergut) – 5 Schock; Nickel v. Grunberg (Grünberg) – Luße (Lausa) – 3 Schock – zusammen 1 Pferd.

Jhan v. Schonfeld (Schönfeld) – Lußnicz (Caußnik) 1 gut Vorwerk[4] – 40 Schock – 3 Pferde.

Sifrid v. Schonfeld (Schönfeld) – Wachaw (Wachau) – 1 gut Vorwerf 30 Schock – 3 Pferde.

Nickel v. Kofericz (Köckerik) – Lohmen 1 gut Vorwerk[5]

10 Schock – 2 Pferde. [Eigen Gericht.]


  1. Ziederer Adel diente persönlich mit reisigen Pferden. Mancher mußte nach seinem Vermögen mehrere Knechte stellen. Es kam auch vor, daß arme Adlige für einen andern gegen Entschädigung Dienst thaten.
  2. Die ersten Einträge lauten wörtlich: „Hans Kraß zcu Koswig hat ein gut forwerg und darcza 30 Schock geldes und auch eyn geringe forwerg zen Renis und auch fast winberge angeslagen mynen gnedigen hern mit drei pferden zcu dinen. – Jtem Hencz von Bockewicz und Nickel von Granberg bede zu Reichenberg had iczlich ein vorwerg und darczu iglicher 10 Schock geldes die bede mit 2 pferden angeslagen zu dinen“ u. s. w.
  3. Knapsdorf, ein ehemaliges Vorwerk, jetzt zu Volkersdorf gehörig, liegt vorm Südausgange des Dorfes zwischen Fürstenweg und Radeburger Straße. Bei Öder ist es deutlich angegeben, auf der Oberreit’schen Karte steht an der Stelle eine „Hofewiese“ verzeichnet, auf unserer topographischen Karte 1:25000 geht noch heutigen Tages nordwärts vom „langen Teich“ ein Weg in die Fluren, der sich durch das frühere Vorhandensein eines Vorwerkes zwanglos erklärt.
  4. „Dazu gute welde“ (Laußnitzer Heide).
  5. mit einem „guten wald“ (die Lohmaw).
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/194&oldid=- (Version vom 5.11.2024)