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Seite:Dresdner Geschichtsblätter Dritter Band.pdf/160

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sein, ohne daß man aber irgend welche Auskunft über die verborgenen Schätze erhielt. Die Begebenheit erregte in Dresden das größte Aufsehen und wird von den Chronisten der damaligen Zeit sehr ausführlich mitgetheilt[1].

Karl Herzog von Kurland.

Ob der Herzog Carl nach diesem Vorgange noch weiter mit Schröpfer verkehrte, ist unbekannt. Durch seine Schwindeleien kompromittirte sich aber letzterer immer mehr und nahm ein klägliches Ende[2] – Der Herzog Carl war heimlich vermählt mit der Gräfin Franziska Kraszinska. Dieselbe wurde zwar 1775 in den Reichsgrafenstand erhoben, vom sächsischen Hofe aber nicht anerkannt. Sie wohnte öfters mit ihrem Gemahl im Palais am Zeughause, größtentheils aber in Elsterwerda. Am 6. Dezember 1779 entsproß dieser Ehe eine Tochter und erhielt den Namen Christine Albertine Caroline. Sie wurde in Kurländischen Palais geboren und getauft. 1797 vermählte sie sich mit dem Prinzen Carl Emanuel von Savoyen-Carignan. Derselbe starb bereits im Jahre 1800 und der aus dieser Ehe entsproßne Sohn Carl Albert succedirte als König von Sardinien, ist also der Vater des Königs Victor Emanuel und der Großvater des Königs Humbert [3]. Die Gemahlin des Herzogs Carl starb am 30. April 1796. Der Herzog selbst, welcher sich in den letzten Jahren viel mit Musik beschäftigte und häufig Konzerte in seinem Palais gab, starb in diesem am 16. Juni 1796. Seine Leiche wurde daselbst drei Tage ausgestellt und dann nach Kloster Marienstern übergeführt und dort beigesetzt.

Das Kurländische Palais erbte seine Tochter, die Herzogin von Savoyen-Carignan. Aber bereits im Jahre 1797 verkaufte sie es für 40 000 Thaler an den Staat und von 1798 an wurde es nun wieder Wohnung des Stadtkommandanten, und zwar im Jahre 1798 und 1799 des Generals von Pfeilitzer; derselbe starb dort, 86 Jahre alt. Nach ihm bewohnte das Palais der General von Reitzenstein, allerdings während der Kriegszeit mit großen Unterbrechungen. Im Jahre 1813 und 1814 diente es als Lazareth für erkrankte und verwundete Soldaten, besonders für französische Offiziere.

Während dieser Kriegszeit geschah gar nichts für Erhaltung des Palais. Es verfiel und von seiner Ausschmückung und prächtigen inneren Einrichtung ging viel


  1. Die Citation fand am späten Abend statt. Der Saal(der sogenannte Gobelinsaal) war nur ganz schwach erleuchtet. Außer dem Herzog waren zugegen der Minister von Wurmb, Geheimrath von Hopfgarten, Oberst von Fröden, Minister von Bischofswerder, Frau Gräfin von Hohenthal-Dölkau geb. Gräfin Rex und viele andere Mitglieder der hohen Aristokratie. In einer Ecke des Saales sank Schröpfer auf die Knie nieder, murmelte geheimnißvolle Formeln und Sprüche und gerieth dabei in konvulsivische Zuckungen. Endlich hörte man ein eigenthümliches Geheul und Prasseln; plötzlich sprang die Saalthür auf, als ob sie ein Sturmwind aufgerissen hätte, und herein rollte eine schwarze Kugel, umgeben von einer Rauchwolke. In der Mitte der Kugel erschien das Antlitz des Chevalier de Saxe; dann ertönte von der Erscheinung eine schreckliche Stimme, welche rief: „Was willst Du von mir, Carl, weshalb störst Du mich?“ Niemand antwortete. Der Herzog sank auf die Knie, die Kugel mit dem drohenden Menschenantlitz befand sich mitten im Kreise der zurückweichenden Männer und Frauen, die den Magier flehentlich baten, die Erscheinung zu entlassen. Mehr als eine Stunde soll vergangen sein, ehe Schröpfer „durch die Macht der Beschwörung“ das Gespenst veranlassen konnte, zu verschwinden. Als das geschehen, sprang die Thüre nochmals auf und die Kugel mit dem Gesicht des Chevalier erschien noch einmal im Saale. – Es folgte eine Szene allgemeiner Verzagtheit, die Zuschauer stürzten fort und der Herzog wurde wankenden Schrittes aus dem Saale geführt. (So erzählen William Wraxel, Vehse und Andere ganz übereinstimmend die Beschwörungsszene.)
  2. Von allen Seiten drohten dem „Theurgen“ Schröpfer Untersuchungen. Seine Partei ließ ihn im Stiche; er war subsistenzlos und überall als Betrüger erkannt. Am 8. September 1774 ging er mit dem Minister von Bischofswerder und von Hopfgarten im Rosenthale zu Leipzig spazieren. Er versprach seinen Begleitern, ihnen etwas Außerordentliches, das „letzte Geheimniß“" zu zeigen; darauf ging er in ein Gebüsch und tödtete sich durch einen Schuß in den Kopf.
  3. Die verw. Herzogin von Savoyen-Carignan heirathete später den Fürsten von Montleart und starb 1851 zu Paris.
Empfohlene Zitierweise:
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/160&oldid=- (Version vom 9.10.2024)