dem Hoffischer Otto erkauft worden war, der dort Bier schänkte. Dieses Grundstück reichte mit dem dahinter gelegenen Garten oder Hofraum bis zur Palmstraße, und auf diesem Gelände wurde im Jahre 1846 das jetzt als die „Reichshallen“ bekannte Tanzlokal, damals unter dem Namen „Tivoli“, errichtet[1].
Erwähnt sei noch, daß auch das Fischhaus an der Radeberger Straße eine Zeit lang zur Aufbewahrung von Fischen benutzt worden ist, doch werden die dort befindlichen vier oder fünf Fischhälter schon im Jahre 1695 mit dem Bemerken als unbrauchbar bezeichnet, daß die Fische sich darin nicht hielten. Von den Gebäuden über den Hältern waren 1735 nur noch einige Mauerreste vorhanden.[2]
An die Westseite des Hoffischgartens grenzte früher das als „Birckholzens“ bekannte Grundstück, dessen Rest die jetzige „Centralhalle“ bildet.
Die Kurfürstin Magdalene Sibylle, Gemahlin Johann Georgs I., hatte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts neun Haus- und Gartengrundstücke erkauft und dort einen Garten nebst Viehhof angelegt, sowie das am Fischhofplatz gelegene Vorderhaus, jetzt Nr. 10, erbaut. Das durch einen bedeckten Gang damit verbundene Haus Nr. 8 gehörte ebenfalls dazu und ist wahrscheinlich gleichzeitig errichtet worden, wenn es auch einen mehr modernen Eindruck macht, während das Haus Nr. 10 mit seinem niedrigen Kreuzgewölbe im Flur des Thorwegs und dem Treppenthurme an der Rückseite unverkennbar aus dem 17. Jahrhundert herrührt. Der Garten nahm den Raum hinter diesen beiden Häusern bis zur Palmstraße ein, an letzterer sich etwas verbreiternd. Die Fischhofgasse bestand damals noch nicht, dieselbe kommt vielmehr erst vom Jahre 1848 an in den Adreßbüchern vor[3]. Unter den zu Anlegung dieses Grundstücks erkauften Häusern befand sich auch der der Wittwe eines Feldtrompeters Kirsten gehörige Gasthof, der zunächst den „Drei Lilien“ gelegen war und 1635 tauschweise erworben wurde. Die Kurfürstin überließ nämlich dafür der Wittwe Kirsten dasjenige Haus-, Hof- und Gartengrundstück, welches sie von den Erben des Advokaten Dr. Esaias Baumann erkauft hatte und das als „vorm Wilsdruffer Thore hinterm See gelegen“ bezeichnet wird. Die auf dem Gasthofe in Fischersdorf ruhende Gasthofsgerechtigkeit wurde auf das der Kirsten überlassene Grundstück übertragen, und weiter wurden rund 226 Gulden Kapital, rückständige Steuern und Hypothekenschulden für sie bezahlt, ihr auch, da das Baumann’sche Grundstück sich in baufälligem Zustande befand, 114 Gulden 6 Groschen baar und 5 Schock Breter gewährt. Das Baumaterial vom Wohnhause des Fischersdorfer Gasthofs, jedoch ohne die Ställe und die Scheune, wurde ihr ebenfalls überlassen, wenn sie es auf ihre Kosten abbrechen lassen wolle[4]. Dieses der Kirsten überlassene Grundstück ist das jetzige „Trompeterschlößchen“. Der Nachfolger im Besitze dieses Grundstücks war der Sohn der verwittweten Kirsten Namens Peter Andreas, ein kurfürstlicher Hof- und Feldtrompeter. Schon im 17. Jahrhundert wird das Grundstück als „Das Schlößchen“ bezeichnet und da es einem Trompeter gehörte, entstand daraus die Benennung „Trompeterschlößchen“. Nach Iccander (Das Königliche Dresden S. 185) befand sich um 1726 die Standarten-Wacht der Garde du Corps oder reitenden Trabanten dort.
Die Sage vom gespenstischen Trompeter, welche sich u. a. in Gräßes Sagenschatz findet, ist, wie Wilhelm Schäfer im 1. Bande (S. 222) der „Deutschen Städtewahrzeichen“ schreibt, von Theodor Hell (Hofrath Winkler) nach dessen eigenem Geständnisse bei Gelegenheit der Hochzeit eines seiner Freunde, der zu Anfang des 19. Jahrhunderts im Trompeterschlößchen wohnte, erfunden worden.
Nun zurück zum Birckholz’schen Grundstücke. Nach dem Tode der Kurfürstin Magdalene Sibylle besaß es die den gleichen Namen führende Gemahlin Johann Georgs II., und als diese im Jahre 1687 verstorben war, schenkte es Kurfürst Johann Georg III. der Gemahlin des Generalfeldmarschall-Leutnants von Flemming, Dorothea Elise geb. von Pfuhl[5]. Im Jahre 1695 erkaufte es der Generalleutnant und Oberkommandant der Festung Dresden Cuno Christoph von Birckholz, der schon 1701 mit Tode abging. Von einem seiner Erben, dem Kammerherrn Johann George von Birckholz, erwarb es dann im Jahre 1718 König August der Starke für 4000 Thaler und schenkte es der Gräfin Dönhoff. Obwohl die Familie von Birckholz das Grundstück nur 23 Jahre hindurch besessen hat, behielt es doch diesen Namen und hieß noch 1866 Birckholzens.
Die Gräfin Dönhoff trat das Grundstück an den Oberstleutnant von Fontenay und dessen Ehegattin Marianne, geb. Montargis, wegen einer Forderung von 4000 Thalern ab, doch waren Fontenay und seine Gemahlin nicht eigentliche Eigenthümer, sondern nur Nutznießer des Grundstücks, da sie einer unter den Birckholz’schen Erben bestehenden Differenz halber es
- ↑ Rep. XXII. Dresden 47. Bl. 2. – Rep. XXXII. Dresden 48.
- ↑ Rep. XLII. Sect. I. Dresden 3 b Bl. 116 b. – Rep. VI. D. 21 Bl. 526 b. 327.
- ↑ Richters Atlas, Plan Nr. 16. – Das an die Gräfin v. Dönhoff etc. Loc. 1422. Bl. 33. – Coll. Schmid. A. Dresden Vol. X. Nr. 279.
- ↑ Fremden-Bierschank. Loc. 9840 Bl. 32 fg.
- ↑ Kammercop. 1687. Bl. 331 b. 357. – Schank- und Brau-Privilegien 1491 fg. Loc. 30 754. Nr. 3.
Dr. Otto Richter (Hrsg.): Dresdner Geschichtsblätter Band 3 (1901 bis 1904). Wilhelm Baensch Dresden, Dresden 1901 bis 1904, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dresdner_Geschichtsbl%C3%A4tter_Dritter_Band.pdf/116&oldid=- (Version vom 12.10.2024)