Ueber Flaums Skulpturen ist in Kritik und Gegenkritik manch scharfes Wort gewechselt worden, und es ist Zeit, dass Flaums Plastiken weit hinaus über den jetzigen Kreis seiner Anhänger bekannt werden. Erinnert doch das scharfe Für und Wider unserer ersten Kritiker an die Zeit, da des grossen Vorbildes Rodin’s Balzac vom Salon zurückgewiesen wurde.
„Mit fünf trefflich geschriebenen Essays, die mit hübsch dargebotenen Abbildungen ein fesselndes Buch ergeben ... treten die Verfasser für die Bedeutung Flaums für die deutsche Skulptur ein.“ Und weiter heisst es in der Nationalzeitung: „Darin haben die Verfasser durchaus recht, dass sie Flaum eine besondere Stellung und Bedeutung einräumen. Und darüber ist kein Zweifel: Flaum ist vom Scheitel bis zur Sohle ein echter Künstler, der aus Eigenstem arbeitet. Man kann den Künstler wahrlich nicht damit abtun, dass man ihn kurzerhand als Rodin-Nachahmer rubriziert, sondern Flaums Bedeutung für die deutsche Plastik ist die gleiche, wie die eines Rodin für Frankreich oder eines Vigeland für Skandinavien. Und so sicher es ist, dass die entscheidenden Anregungen von dem grossen Franzosen ausgegangen sind, so sicher ist es auch, dass es sich hier in der Tat um innerliches Verarbeiten der Lehren des bewunderten Vorbildes handelt. Mag nun die Kritik einerseits behaupten, seine Plastiken seien „nachlässig, schloddrig, unvollendet“, oder andererseits, sie seien an einem mit Bedacht gewählten Punkte abgebrochen.“
Oscar Wilde: Drei Essays. Karl Schnabel, Berlin 1904, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Drei_Essays_Oscar_Wilde.pdf/158&oldid=- (Version vom 31.7.2018)