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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/88

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Verschiedene: Die zehnte Muse


Mein frommes Mädchen –

Mein frommes Mädchen ängstigt sich,
Wenn ich zu viel verlange.
Die Angst der Armen macht, dass ich
Von Herzen mit erbange.

5
Schwebt unversucht alsdann vor mir

Der Wollust süsse Angel,
So härmt sie sich noch ärger schier
Und wähnet Liebesmangel.

So, hier und dort gebracht in Drang,

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Ersticken unsre Freuden.

O Liebe, löse diesen Zwang
An einem von uns beiden!

Gieb, dass sie mich an Herz und Sinn
Zum Heiligen bekehre,

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Wo nicht, dass sie als Sünderin

Des Sünders Wunsch erhöre!

G. A. Bürger.





Ein Steckbrief.

Ich sende einen Steckbrief aus
Nach Jungfer Rosamunde.
Zehn Taler kriegt, wer mir von ihr
Gebracht die erste Kunde.

5
Sie hat zwei braune Aeugelein,

Ein stumpfes, keckes Näschen;
Als ich zum letzten mal sie sah,
Da trug sie rosa Höschen;

Da trug sie einen Unterrock

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Aus chinagelber Seide,

Und vorn war ein Champagnerfleck
Auf ihrem Morgenkleide.

Und trefft ihr wo ein Mädel an,
Das küssen kann wie keine,

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So greift rasch zu und bringt sie mir,

Denn das, das ist die Meine.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/88&oldid=- (Version vom 16.11.2019)