Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Ilse.
Ich war ein Kind von fünfzehn Jahren,
Ein reines, unschuldsvolles Kind,
Als ich zum erstenmal erfahren,
Wie süss der Liebe Freuden sind.
Und flüsterte: O welch’ ein Glück!
Und dabei bog er sachte, sachte
Mein Köpfchen auf das Pfühl zurück.
Seit jenem Tag lieb’ ich sie alle,
Und wenn ich keinem mehr gefalle,
Dann will ich gern begraben sein.
Zweifel.
Gestern Mittag sagt mir wer
– Pfui, mich so zu packen! –
»Alter Sohn, dein Gang wird schwer
»Und gebückt dein Nacken;
»Allemal beim Bücken;
»Silbern schimmert’s[WS 1] dir bereits
»Von den Schläfenbrücken.
»Nächstens kriegst du’s Zipperlein
»Und dann siehst du endlich ein,
»Dass du alt geworden« …
Und da hab’ ich ohne Wort
Meinen Schirm ergriffen;
Hab’ mir eins gepfiffen.
Aus der Stadt schritt ich hinaus,
Um ins Land zu sehen –
Rechts das rote Krankenhaus,
Bei der Höhe auf der Bank,
Tief die Stadt als Schemel,
Sass ein Mädchen sehnsuchtskrank,
Las im Richard Dehmel.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: schimmmert’s
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/53&oldid=- (Version vom 31.7.2018)