Zum Inhalt springen

Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/50

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die zehnte Muse

Das braune Mädel.

Uebers Heidland zog ich hin,
War mir wohligwohl zu Sinn,
Schritt vorbei am Heidehaus,
Guckt ein braunes Mädel raus,

5
Rasch hab’ ich es abgeküsst –

Heijuhei! – Wenn’s Vater wüsst’!

Vater aber sah uns nit,
Und ich nahm sein Mädel mit
Bis zum grünen Waldessaum,

10
Wo da steht ein Lindenbaum,

Dorten lag sie mir im Arm –
Heijuhei! – Wie ward uns warm!

War’s auch warm, bald wird es kalt,
Treu und Untreu sind schon alt;

15
Lebe wohl, du braunes Kind,

Bin wie’s Wetter, wie der Wind;
Unsre Lieb’ ist wieder aus –
Heijuhei! – Mach’ dir nichts draus!

Demetrius Schrutz.





Ehefreuden.

Sie sassen sich gegenüber
Und assen Butterbröde;
Sie gähnten beide entsetzlich
Und fanden das Leben »so öde«.

5
Er dachte beim Kurszettel-Lesen,

Was der Winter noch kosten solle;
Sie blätterte im Romane
Und wickelte dabei Wolle.

Um neun Uhr wollt’ er ins Café

10
Zu Freunden und Bier und Karten,

Sie solle nur ruhig schlafen
Und ja nicht auf ihn warten!

Sie wollte zur kranken Freundin
Auf einen Sprung mal gehen!

15
Die war so lange schon leidend,

Man musste doch nach ihr sehen.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/50&oldid=- (Version vom 31.7.2018)