Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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»Sprichst du mit Michel, eurem Knecht,
Mein lieber Sohn, so hast du recht,
Doch wenn der Schulrat dich thut fragen,
Musst du es richtig hochdeutsch sagen.«
Der Rat verbeisst das Lachen sich,
Fragt weiter, jeder bleibt dabei,
Dass das Tier eine Zicke sei.
Da stürzt in der Verzweifelung,
Zum Fenster hin, brummt in den Bart:
»Das is ooch ’ne kuriose Art,
Was der nur will, ich weess es dock,
Mer han in Dorf gar keenen Bock;
Ich will’n schunt de Antwort sagen«
Drauf stellt er sich in Position
Und spricht: »Herr Rat! – Mit Permission!
Sie mach’n die Kinder mäuseldrätig,
Sie mee’n: dass mer uns recht verstehn,
Das Tier, was mer da fressen sehn?«
»Ja!« – »Und bricht mersch ooch’s Genicke, –
»’s is werklich eene Zicke!« –
Der Ehe Bänkellied.
Beim Sonntagskaffee reckte sich
Die Mutter und sprach feierlich
Zum Vater: „Höre, lieber Mann,
Dieweil du selbst nicht denkst daran,
Regine ist jetzt 20 Jahr,
Also!
„Ach“, sprach der Vater weich und lind,
„Regine ist ja noch ein Kind,
Sie als erwachsen anzuseh’n!
Und dann“ – jetzt sprach er wen’ger mild –
„Die Freier wachsen doch nicht wild,
Also!“
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/366&oldid=- (Version vom 31.7.2018)