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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/362

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Verschiedene: Die zehnte Muse

Neugierig bin ich nur, wie lange
Ich hier umsonst noch warten soll.
Sie ist nicht fertig augenscheinlich.

30
Warum nicht fertig? Da ich doch

Längst auf dem Posten bin. Wie peinlich!
Es bringt mich zur Verzweiflung noch!
Die Zeit will gar nicht von der Stelle
Und fliesst doch sonst so eilig hin,

35
Das Paradies wird mir zur Hölle,

So wahr der erste Mensch ich bin!«

Wie nun der Arme, schon verzagend,
Vor Zorn kaum noch sich ärgern kann,
Da kommt sie endlich freundlich fragend:

40
»Bin ich nicht pünktlich, lieber Mann?«


So Eva in des Edens Garten –
Seit jener Stunde aber liess
Gar manches Weib den Gatten warten
Und meint’, sie käme sehr präcis.


Julius Stettenheim.




Warning.
In schwäbischer Mundart.

Mädle, Mädle, lass de warna
Vor der Liabe, hör’ auf mi!
Lass de net von dear umgarna,
Se ischt’s helle Gift für di!«

5
»Muetta, i ka ’s fascht net glauba,

Ganget mehr, Ui täuscht der Schei!
’s Küssle geba und ’s Küssle rauba,
Das ka doch koi Gift net sei!«

»Mädle, i han’s sell erfahra,

10
Koi Gift greift so schreckli a,

Und um de vor Leid z’ bewahra,
Nimm der an Exempel dra!«

»Muatter, lant Ui ebbes saga,
Dui G’schicht sieh’n i doch net ei;

15
Und hant Ihr des Gift vertraga,

Wird’s für mi au z’ stark net sei!«


G. Seuffer.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/362&oldid=- (Version vom 31.7.2018)