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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/286

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Verschiedene: Die zehnte Muse

Was kümmert ihr mich, schöne Frau?

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Bedarf nicht euer Geld;

Mir neigt sich der Baum in ganzer Schau,
Mein ist die weite Welt.

Auch ich besass einst Kind und Weib –
Für Armut und für Not

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War ach zu zart ihr süsser Leib,

Drum sind sie längst schon tot.

     Ich aber sitz’ am Wege
     Und breche Stein um Stein
     Und höre des Hammers Schläge –

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     Wann wird’s der letzte sein?


Sie war so lieb und war so gut,
Und manchem reichen Mann
Stand nach ihr der verliebte Mut,
Doch sie sah keinen an.

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Ich hatte wenig Geld, doch war

Von Liedern voll mein Sinn;
Treu warb ich um sie manches Jahr,
Da sprach sie: »Nimm mich hin!«

Wir zogen ins Gebirge – o!

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Lieb’, Freiheit, Einsamkeit!

Ein herrlich Jahr gar schnell entfloh,
Da kam die böse Zeit.

Das Geld ging aus, und ob ich auch
Um Brot warb überall:

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»Taugt nicht für unsern ernsten Brauch« _

So hiess es alle Mal.

Vor bittrer Not starb mir mein Kind,
Mein Weib vor Leid und Qual.
Still sass ich am Grabe, und nur der Wind

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Stöhnte und schrie zu Thal.


Er schrie und stöhnte: »Komm mit, komm mit,
Was ist’s, das noch dich hält?«
Da rüstet’ ich den Fuss und schritt
Still durch die weite Welt.

55
     Und sitz’ nun hier am Wege

     Und breche Stein um Stein,
     Und höre des Hammers Schläge –
     Wann wird’s der letzte sein?


Richard Hamel.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/286&oldid=- (Version vom 31.7.2018)