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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/251

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Verschiedene: Die zehnte Muse

Zwei Gänse.

Zur weissen Gans sprach einst vertraulich eine graue:
Lass uns spazieren geh’n nach jener grünen Aue,
Dort thun wir beide uns im jungen Grase gütlich,
Denn in Gesellschaft gakt es sich doch gar gemütlich.

5
»Nein«, sprach die weisse Gans, »da muss ich refusieren,

Mit meines Gleichen nur geh’ ich am Tag spazieren,
Vertraulichkeit mit dir gereichte nur zur Schande,
Zwar bin ich eine Gans, doch eine Gans von Stande.«


Jul. Sturm.




Gleichnis.

„Freund,“ sprachen sie, „wie du es treibst,
Kommst du bei Lebzeit nie in Mode!
Du sinnst und dichtest, ringst und schreibst
Und hungerst dich dabei zu Tode.

5
Die andern füllen Sack und Pack,

Du bleibst ein Bettler unter ihnen.
Begreife doch den Zeitgeschmack!
Lehr deine Muse Geld verdienen!“ – –

„Meint ihr? – – Einst war bei aller Not

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Ein schönes Kind mir Trost im Leide,

Die zahlte einst das Mittagbrot
Aus ihrem Beutel für uns beide;
Das nahm mein armer Stolz gar schwer!
Es war so gut gemeint im Grunde.

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Ich aber liebte sie nicht mehr

Vor Scham und Groll seit dieser Stunde!

Die Kunst ist nun mein Lieb und Licht. –
Lasst doch die andern ruhig prassen!
Ich mag mein Mittagbrot mir nicht

20
Von der Geliebten zahlen lassen!“


Frieda Schanz.




Versorgung.

Eingesperrt beim alten Pferd,
Das im Radlauf wohlgelehrt,
Stampft ein Kriegsross voll Verlangen,
In dem Siegeszug zu prangen.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/251&oldid=- (Version vom 31.7.2018)