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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/235

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Verschiedene: Die zehnte Muse

Und als ich nach der Seite

10
Die Blicke wandt’ geschwind,

Sah ich, wie auf der Heide
Hinstrich der Morgenwind.

Hei, ist der Wind mein Vater,
So singe ich sein Lied!

15
Ein windig Büblein hat er,

Das mit ihm weiter zieht.

Meine Mutter sass verlassen
Und weinte im Heidekraut,
Sie hat mir auf den Strassen

20
Vergebens nachgeschaut.


Heinr. von Reder.




Die Kunstreiterin.

Es zittert schon die Bretterwand,
Trompetenlärm erschallt,
Ein Bube glättet rasch den Sand,
He hopp! – die Peitsche knallt.

5
Da jagt herein auf schwarzem Ross

Ein Weib mit keckem Gruss,
Den braunen Arm und Nacken bloss,
Entblösst den braunen Fuss.

Die Kastagnetten klappern wild,

10
Es dröhnt das Tamburin,

Wie ein belebtes Bronzebild
Tanzt die Zigeunerin.

He hopp! – der heisse Tanz ist aus,
Sie gleitet rasch zur Erd’;

15
Mit wildem Sprung ins dünne Haus

Eilt hastig Weib und Pferd.

Im Zelt hockt sie auf Samt und Stroh,
Legt Karten in die Rund,
Sie ist nicht traurig – ist nicht froh,
Peitscht gähnend Ross und Hund …


Ada Christen.




Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/235&oldid=- (Version vom 31.7.2018)