Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Was einst Begeist’rung schuf, weckt heute Grauen,
Verstohlen nur darf Schönheit uns erbauen.
Die Lüge herrscht und will, dass man sie kröne –
Die Welt ist schlecht. Sieh’, wie im finstern Schweigen
Die Frommen, die Gerechten auf dich zeigen.
Sie fluchen dir, du üpp’ges Kind der Sünde.
Die Flitter weg! Ein Trauerkleid geschwinde.
Und kannst du beten nicht, nun denn, so lüge
Und heuchle Reu’, dass keiner dich verhöhne –
Streu’ Asche auf dein Haupt, du blonde Schöne!
Gesellschaft.
Diner im feinsten Westen,
Viel Diamanten-Glanz,
Es nippten vom Schönsten und Besten
Die Lippen der Haute-Finanz.
Die runde Zufriedenheit –
Und mitten zwischen ihnen
Sass meine Wenigkeit.
Ich hatte der Dame des Hauses
Drin ich viel Wirres und Krauses
Zusammenfabuliert.
„Ach bitte lesen, lesen!"
Bat man mich nach dem Dessert.
Dann nahm ich das Büchlein her.
Ich las, man war begeistert,
Ein zweites, ein drittes Gedicht,
Dann hab’ ich mich bemeistert:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/202&oldid=- (Version vom 31.7.2018)