Verschiedene: Die zehnte Muse | |
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Unsterblichkeit.
Unsterblichkeit? – Gewiss! Da kann ich dienen!
Ich habe Proben hier von jeder Art.
Salon-Berühmtheit! – die empfehl’ ich Ihnen,
Von leichter Qualität, doch farbenzart.
Saison-Unsterblichkeit und Zeitungsruhm!
Gar feine Muster mit Reklameborten,
Und das Dessin ist unser Eigentum –
Hier ist ’ne andre, aber schwere Ware,
Das ist Unsterblichkeit für mehrere Jahre;
Der klelne Vorrat setzt nur schwer sich um.
Saison! – Das geht! – Das lass’ ich mir gefallen!
Das trägt sich schön und kleidet Jeden gut;
Sie glauben gar nicht, was ein Muster thut. –
Wie? – Echte war’s, mein Herr, um die Sie baten?
Die halt’ ich nicht, denn sie verkauft sich schlecht;
Wenn Sie die suchen, Herr, da möcht’ ich raten,
Satans List.
Eh’ Luthers geistgewalt’ge Waffen
Die neue Zeit der Welt geschaffen,
Geschah’s, dass Satan zur Erde kam.
Und als in Augenschein er nahm
Er freudig viele Sünde fand . . .
Nun kam er einst in eine Stadt,
Daselbst vernahm er gross Gechrei,
Die Leute riefen: Grosses sei
Und als er hinschaut’, sah er bald:
Ein Mann, gar würdig von Gestalt,
Verstand das Wort ins Buch zu bannen,
Das tausendfach es zog von dannen.
Des deutschen Namens schönste Ehre.
Nun braucht nicht mehr in enger Zelle
Der Mönch die Jahre durch zu sitzen,
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/198&oldid=- (Version vom 31.7.2018)