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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/13

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Verschiedene: Die zehnte Muse


Der verlorne Amor.

Amor hat sich jüngst verloren,
Und nun will, die ihn geboren,
Ihren Flüchtling wieder küssen,
Den wir alle suchen müssen.

5
In dem Schatten dunkler Linden,

Wo wir Dichter Amorn finden,
Unter froher Dichter Myrten,
In den Städten, bei den Hirten,
Kann man nichts von ihm erfragen.

10
Mädchen, wollt ihr mir’s nicht sagen?

Denn ihr hegt den Gott der Sorgen:
Hat er sich bei euch verborgen?
In den Rosen eurer Wangen,
Die mit frischer Jugend prangen?

15
Oder auf den Lilienhügeln,

Wo der Gott mit leisen Flügeln
Sich schon öfters hingestohlen?
Darf ich suchen ihn und holen?

Joh. Peter Uz.
(1720–1796)





Brettl-Diva.

Singe und tanze für blankes Geld,
Tanze, durchtanze die ganze Welt.
Küsse und kose, so viel ich mag,
Küsse und kose bei Nacht und Tag.

5
Liebe erglüht mir zu jeder Stund’,

Könige küssten oft meinen Mund,
Haben in meinen Haaren gewühlt,
Selig mein stürmisches Lieben gefühlt …

Singe und tanze für blankes Geld,

10
Tanze, durchtanze die ganze Welt.

Küsse und kose, so viel ich mag –
Kommt ja doch einmal ein stiller Tag,
Wo meinen Leib sie im grauen Sand
Einsam verscharren in fremdem Land!

Gisa Tacchi.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/13&oldid=- (Version vom 31.7.2018)