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Seite:Die zehnte Muse (Maximilian Bern).djvu/120

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Verschiedene: Die zehnte Muse

Laura.
Am Morgen nach ihrer Brautnacht.

Ein wenig blass, doch schön wie die belohnte Liebe,
Vom süssesten der Träume kaum erwacht,
Schleicht sie zum Garten; doch ist für des Morgens Pracht
Ihr schmachtend Auge noch zu trübe.

5
Ihr Damon sieht ein Kind der letzten Nacht,

Ein Röschen, eilt und bringt es ihr und lacht,
Und küsset sie und spricht: „O Laura, meine liebe!
Wann bringst Du mir ein Kind der letzten Nacht?“

Fr. Wilh. Gotter.
(1746–1796)





Ans Diendl.

Trägst du ein Röselein
Vorn an der Brust?
Macht mir kein Bröselein
Freude, noch Lust.

5
Trage du Dörnelein,

Trage du Hörnelein,
Die du dem Liebsten dein
Aufsetzen thust;
Trage du Höselein,

10
Kleiden die Beine dein

Zierlich und fein.

Fr. Th. Vischer.





Rokoko.

Gutartige Naturen,
Ins Ehejoch gespannt,
Ziehn friedlich durch die Fluren
An Hymens Band.

5
Sie brauchen manches Jährchen

Nicht einen Peitschenhieb;
Vergebens lockt am Pärchen
Amor, der Dieb.


Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die zehnte Muse. Otto Elsner, Berlin 1904, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_zehnte_Muse_(Maximilian_Bern).djvu/120&oldid=- (Version vom 10.11.2020)