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Seite:Die geschichtliche Entwicklung des Thierschutzes.pdf/21

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weiden, ist bekannt, dass er schon in seiner Jugend einen grossen Gefallen daran fand, Thiere zu Tode zu martern.

Auch aus der Neuzeit liegen zahlreiche Bestätigungen für das oben Gesagte vor. Es würde aber zu weit führen, auch nur einzelne Beispiele anzugeben, vielmehr wird der schlagendste Beweis in dem auf praktische Erfahrungen gestützten Urtheil eines höheren bayrischen Juristen gefunden werden können. Derselbe – ein Ober-Appellationsrath – schrieb im Jahre 1858 an den Präsidenten der bayrischen Thierschutz-Vereine Folgendes:

„Ueber 20 Jahre das ehrenvolle, aber auch beschwerdenreiche Richter-Amt ausübend, habe ich Gelegenheit in Fülle gehabt, den Beweis dafür zu finden, dass die grosse Mehrzahl der Verbrecher ihre Laufbahn mit dem Peinigen irgend eines hülflosen Geschöpfes begonnen, dass häutig Solche, welche schon früher durch Grausamkeit gegen Thiere sich auszeichneten, auf dem Schaffote endigten. Mit überzeugender Gewissheit drängte sich in mir aus diesen Erfahrungen die Nothwendigkeit auf, dass mit aller Kraft auf Milderung der Sitten, besonders in Bezug für fremdes Leiden, hinzuwirken dringendes Bedürfniss sei, dass insbesondere der Jugend vor Grausamkeit Abscheu eingeflösst werden müsste. Darum begrüsste ich auch mit allen Gutgesinnten freudig das Entstehen des Thierschutz- Vereins und es war mir der Spott und die Theilnahmslosigkeit so Vieler, denen ich andere Gefühle zugetraut hatte, kein Hemmniss, demselben beizutreten.“

Besser, als es hier gesagt wurde, lässt sich die Thierschutzidee kaum vertheidigen und ihr grosser Nutzen für die Förderung der Sittlichkeit des Volkslebens tritt aus den Anführungen klar hervor.

Der Thierschutz bringt aber auch in materieller Beziehung grosse Vortheile.

Es liegt auf der Hand, dass ein Thier bei schonender Behandlung und entsprechender Fütterung länger nutzbar bleibt und auch mehr leistet, als ein Thier, welches Jahr aus Jahr ein überanstrengt, schlecht gefüttert und roh behandelt wird.

Nehmen wir den Werth der Hausthiere (Pferde, Ochsen, Kühe, Schafe, Ziegen u. s. w.) für das Königreich Sachsen nur mit 20 Millionen Mark an, so ergiebt sich, wenn man die schnellere Abnutzung dieser Thiere in Folge unzweckmässiger oder schlechter Behandlung jährlich etwa zu 5 Procent des Werthes veranschlagt, ein Schaden für das Landesvormögen von jährlich rund 1 Mill. Mark.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Schaefer: Die geschichtliche Entwickelung des Thierschutzes. Verlag des Vereins zum Schutze der Thiere, Dresden 1889, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_geschichtliche_Entwicklung_des_Thierschutzes.pdf/21&oldid=- (Version vom 5.9.2024)