Nein! Komm zurück!
Ich sollte dir zärtlicher begegnen?
– Nimm! Hier ist Gold: wie glänzt das Stück! –
Dich heissen „Glück“?
Dich, Fieber, segnen? –
Der Regen sprüht nach meinem Bette!
Wind löscht das Licht, – Unheil in Hauf’!
– Wer jetzt nicht hundert Reime hätte,
Ich wette, wette,
* * *
„Mein Glück!“
Die Tauben von San Marco seh ich wieder:
Still ist der Platz, Vormittag ruht darauf.
In sanfter Kühle schick’ ich müssig Lieder
Gleich Taubenschwärmen in das Blau hinauf –
Noch einen Reim zu hängen in’s Gefieder
– mein Glück! Mein Glück!
Du stilles Himmels-Dach, blau-licht, von Seide,
Wie schwebst du schirmend ob des bunten Bau’s,
Die Seele wahrlich tränk’ ich gern ihm aus!
Gäb’ ich sie je zurück? –
Nein, still davon, du Augen-Wunderweide!
– mein Glück! Mein Glück!
Friedrich Nietzsche: Lieder des Prinzen Vogelfrei. E. W. Fritzsch, Leipzig 1887, Seite 346. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_fr%C3%B6hliche_Wissenschaft-1887-Nietzsche.djvu/356&oldid=- (Version vom 31.7.2018)