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Seite:Die Werke italienischer Meister (Morelli).pdf/59

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Asolo (1504–1506) angehören. Auf den Bild seiner spätern Zeit, d. h. zwischen 1520–1530, zeichnet sich Lotto meist italienisch: Lorenzo oder Laurentio Loto oder Lotto. Dieses Gemälde ist nach demselben System gemalt, welches Albert Dürer, van der Goes, Giambellini und viele Maler diesseits und jenseits der Alpen im Gebrauch hatten, d. h. nach dem van Eyck’schen System.[1] Leider ist der Himmel fast ganz übermalt. – Ist dieses aber das einzige Werk von Lotto, das die Münchner Sammlung besitzt? Ich glaube nicht. Auch der kleine, liebliche s. g. Faun, im Cabinet 23, Nr. 674, erscheint mir als ein Werk des Lotto. Dieß interessante Bildchen stellt vermuthlich den jungen Pan als Meister der Musik dar. Er sitzt auf einem Steine und bläst auf der Flöte; neben ihm eine Zither, in der Ferne auf grüner Wiese ein weidendes Reh. Das Bildchen kam merkwürdiger Weise nach München unter dem Namen des Correggio, wurde aber von den meisten Kunstfreunden bisher über die Achseln angesehen und keiner nähern Betrachtung gewürdigt, da es der Art des Correggio, namentlich der bekannteren und populären Stilweise desselben wenig entspricht. Aber dem feinen Blicke Mündler’s entging die Bedeutung und der Werth auch dieses Bildes nicht, und er soll es dem Palma vecchio zugeschrieben haben. In der That erscheint dieser liebenswürdige junge Pan auf den ersten Blick venezianisch: das System der Malerei ist das des Giambellini, des Lotto und anderer Bellinesken, was man sehr gut an jenen Stellen beobachten kann, wo die Lasuren verschwunden sind. Der feurige Horizont erinnert sowohl an Palma wie an Lotto, und ebenso das Smaragdgrün der Wiese. Die Form der Hände


  1. Es ward nämlich grau in grau mit Temperafarben fertig untermalt, und sodann mit dünnen Oelfarben lasirt. Das durch öftere Filtrirung gereinigte Lein- oder Nußoel wurde mit Firnissen verdünnt. Auf diese Art gemalte Bilder werden nie schwarz und behalten stets die Durchsichtigkeit der Farbe, wie auch dieß Bildchen des Lotto beweist.
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/59&oldid=- (Version vom 31.7.2018)