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Seite:Die Werke italienischer Meister (Morelli).pdf/49

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zwanzig Werke, die Wandgemälde in S. Michele, in Trescorre und Umgegend nicht mit eingerechnet, und unter diesen sieben große Altarbilder, in Mailand ungefähr sieben, in Brescia eines[a 1], in der Marca Trevisana zwei, in Venedig drei Altarbilder und einige Porträts, in Florenz zwei (eines in der Uffizigalerie und eines in Privatbesitz,); in der Marca d’Ancona zwölf, in Rom etwa acht, in Neapel eins, in Modena ein schönes Porträt, im Ganzen also an 59 bis 60 allein in Italien, die im Auslande, und deren giebt es viele, ungerechnet. Die Herren Cr. u. Cav. geben dagegen in ihrem Inventarium von Lotto blos 32 Werke in Italien und 26 etwa im Auslande an.

Haben sich Lotto und Palma vecchio im Atelier des Giovanni Bellini in ihrer ersten Jugend gekannt und geschätzt, so scheinen sie von 1500 bis ungefähr 1510 wenig mit einander in Berührung gekommen zu sein, da Lotto in jenen Jahren meistens von Venedig abwesend war; auch haben die bezeichneten Werke Lotto’s aus dem ersten Jahrzehnten nicht die geringste Affinität mit denen des Palma. Eine innigere künstlerische Berührung der beiden Männer scheint erst in den Jahren von 1510 bis 1515 stattgefunden zu haben. Und dieser Epoche scheinen auch jene Gemälde des Palma mit den spitzen, scharfen Lichtern anzugehören, die für den Lotto so charakteristisch sind, und mit den Giorgionesken saftigen Farbentönen, wie z. B. „die Anbetung der Hirten“, No. 274 der Louvregalerie – das Brustbild eines Frauenzimmers, II, 9, der Belvederegalerie zu Wien – das herrliche Porträt eines jungen Frauenzimmers der Berliner Galerie u. a. m. Ich glaube daher, daß gerade in jener Zeit Lotto und Palma die Werke des Giorgione selbander studirt und nachzuahmen getrachtet, daß aber bei jenen Studien Lotto mehr den Palma, als dieser den Lotto beeinflußt haben mag. Das schönste, vollkommenste Werk des Palma scheint mir das große Altarbild in der Kirche von S. Sebastiano in Vicenza zu sein; die Figur des h. Georg erinnert durchaus

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  1. Vorlage: neun
Empfohlene Zitierweise:
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/49&oldid=- (Version vom 31.7.2018)