Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin | |
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Vor einem andern Bilde dieser Galerie, (Saal IX, Nr. 559: Maria mit dem Kinde, dem kleinen Johannes, dem h. Sebastian nebst dem Donator), welches im Kataloge der Schule des Giambellini zugeschrieben wird, stimme ich dagegen ganz mit den obengenannten Historiographen überein, welche in diesem Gemälde, obschon es sehr überschmiert ist, doch noch deutlich die Hand des Meisters Basaïti erkennen – falls ich die Herren recht verstanden habe. – Statt den Basaïti rundweg als Schüler, oder wenigstens stark beeinflußt von Giovanni Bellini zu bezeichnen, wie Herr Dr. Marggraff thut, sehe ich mit den Herren Crowe und Cavalcaselle in den Werken Basaïti’s ganz deutlich den Einfluß des Alvise Vivarini[1]; allerdings hatte derselbe in einer andern Epoche sich auch an Giambellini angeschlossen und auch von diesem Meister manchen Zug angenommen. Basaïti war noch über das Jahr 1520 hinaus thätig, denn es existirt ein mit dem Namen M. BAXITI und der Jahrzahl 1521 bezeichnetes Porträt von ihm im Privatbesitze zu Mailand.[2]
Dem für die Meisten mythischen, ja selbst den s. g. Kennern fast unbekannten Giorgione schreibt Herr Dr. Marggraff nur zwei Bilder zu, eine Bescheidenheit, die an einem Galeriekataloge nicht genug zu preisen ist. Das eine derselben hängt im Saale 7 unter der Nummer 470; das andere im Saale 9, mit der Nummer 582 bezeichnet. Das erstere von diesen Gemälden stellt nach Dr. Marggraff die „Eitelkeit und Vergänglichkeit der Welt“ dar, und wurde früher dem Tizian zugeschrieben, von einigen „Kennern“ auch dem Palma vecchio. Die Herren Crowe u. Cavalcaselle (Bd. II, S. 150) sind unschlüssig, ob sie es
Giovanni Morelli (Pseudonym Ivan Lermolieff): Die Werke italienischer Meister in den Galerien von München, Dresden und Berlin. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig 1880, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Werke_italienischer_Meister_(Morelli).pdf/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)