Ehe dem Aussterben seines Hauses kummervoll entgegengesehen und hoffte, daß er dieses für ihn herbste Unglück durch brünstiges Gebet an den Stätten wenden werde, an welchen einst der Heiland gelebt und gelitten. So nahm er denn schweren Herzens von seiner Gemahlin Ida Abschied, brach zum Probezeichen gegenseitiger Treue den Ehering und überreichte ihr die eine Hälfte mit den Worten: „sie habe sieben Jahre lang seine Rückkehr zu erwarten, darüber hinaus möge sie es als zuverlässig annehmen, daß er gefallen und somit ihr Eheband ausgelös’t sei.“ Unter Thränen beschwor ihm Ida, was er verlangte und alsbald brach er mit seinen Knappen auf, um sich dem großen Heereszuge anzuschließen.
Hier wurden jedoch die Meisten in ihren Erwartungen getäuscht; Krankheiten, Mangel an Lebensmitteln und das Schwert der Saracenen richteten furchtbare Verheerungen unter den Pilgern an. Den Ritter Kuno selbst traf das traurigste Loos, über einem Haufen erschlagener Feinde niedergeworfen und in die Gefangenschaft abgeführt zu werden. Hier wurde er zu den niedrigsten Arbeiten entwürdigt, sogar wie ein Zugvieh vor den Pflug gespannt, und der Geißel des Sclaventreibers preisgegeben.
In solchem Elend vergingen volle sieben Jahre, als es endlich dem Ritter gelang zu entfliehen. Aber noch gingen seine und seiner Gemahlin Prüfungen nicht zu Ende. Während diese auf Alt-Falkenstein von habgierigen Freiern umlagert und ihres Lebens kaum sicher war, irrte Kuno, des Weges unkundig, in Wüsteneien rastlos umher. Erschöpft von solchen Anstrengungen und betäubt, fiel er endlich in einen langen und tiefen Schlaf, worin ihm aber wirre Träume weiter keine Ruhe ließen. Sie gaukelten ihm vor, wie seine Ehefrau, ihres Versprechens entbunden und ihn für todt haltend, nun von übermüthigen Nachbarn bestürmt und, nach vergeblichem Widerstande, gezwungen
Heinrich Schreiber: Die Volkssagen der Stadt Freiburg im Breisgau. Franz Xaver Wrangler, Freiburg 1867, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Volkssagen_der_Stadt_Freiburg_im_Breisgau.djvu/103&oldid=- (Version vom 31.7.2018)