Purpur noch schmücken werde, sie sollen aber auch seinem Herzen jenen Haß gegen die religiösen Bilder eingeimpft haben, der später zum Ausbruch kam. Sagt man den Juden ja auch nach, daß sie den Kalifen Yezid II. zur Vernichtung der christlichen Bilder aufgestachelt haben. Leo wurde wirklich Kaiser und gab seinen Haß gegen die Bilder dadurch zu erkennen, daß er den Befehl ergehen ließ, alle religiösen Bilder, auch die Bilder und Statuen des gekreuzigten Heilandes und der Mutter Gottes zu beseitigen und zu vernichten. Wenn er aber auch nach dieser Seite hin vielleicht den Einflüsterungen der Juden folgte, so war er doch auf der anderen Seite wieder mit Mißtrauen gegen sie erfüllt. Kaiser Leo befürchtete, die Juden möchten durch Verräterei ganze Provinzen den Feinden des griechischen Reiches in die Hände spielen, und diese Furcht nebst der Thatsache, daß wieder einmal ein falscher Messias aufgestanden war, unter dessen Führung die Juden in Kleinasien einen Aufstand erregten, waren wohl die Hauptursache, daß Kaiser Leo im Jahre 722 den Befehl erließ, daß alle Juden im griechischen Reiche sich taufen lassen mußten. Sie wurden auch in der That zu Tausenden getauft.
Wenn man sieht, wie die Juden schon damals angeklagt wurden, als ob sie den Bildersturm der Mohammedaner und des griechischen Kaisers veranlaßt hätten, obwohl die eigentlichen Ursachen zu diesem Wüten gegen die Bilder offen daliegen, so könnte man es den Juden fast nicht verargen, wenn sie sich mit den Christen der ersten Jahrhunderte vergleichen würden, welche auch von den Heiden für alles Unglück, das hereinbrach, verantwortlich gemacht wurden.
Der weströmische Kaiser Honorius, gestorben im Jahr 423, hatte den Juden gestattet, daß sie Christensklaven halten durften; das gab Veranlassung zu vielen Mißbräuchen und schweren Anklagen, die gegen die Juden erhoben wurden. Vielleicht ist hier die Quelle jenes allgemeinen, in Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien verbreiteten Glaubens zu suchen, nach welchem es bei den Juden Gebrauch gewesen sein soll, Christenknaben heimlich zu fangen, zu matern und zu töten. Die Juden trieben nämlich frühzeitig Handel mit Christensklaven; zu diesem Zwecke stahlen sie auch gerne schöne Christenknaben und verschnitten sie, um sie an die Sarazenen für den Harem zu verkaufen. Da infolge dieser schmerzlichen Operation wohl manche Knaben den Geist aufgaben, – viele werden es nicht gewesen sein, da den Juden nach Lev. 22, 24 ja sogar die Kastrierung des Viehes verboten war –, mochte der Glaube entstehen, daß die Juden den Gebrauch hätten, Christenknaben zu matern und zu töten. Zur Verbreitung dieses Glaubens gab vielleicht auch die Beschneidung von christlichen Sklaven Veranlassung, wogegen die Kirche wiederholt Einsprache erhob. Schon Kaiser Karl der Große erließ scharfe Gesetze gegen den Sklavenhandel und die Kastrierung von Sklaven; wer einen Sklaven außer Landes verkaufte oder einen Menschen kastrierte, sollte ihn büßen, als wenn er ihn getötet hätte. Doch die Juden trieben trotz der scharfen Gesetze ihren Handel mit Christensklaven fort, und hatten unter dem Kaiser Ludwig dem Frommen, dem Sohne des großen Karl, am Anfange des neunten Jahrhunderts, besonders in Spanien, nachdem es von den Mohammedanern erobert worden war,
Friedrich Frank: Die Kirche und die Juden. Manz, Regensburg 1893, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Kirche_und_Die_Juden.djvu/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)