Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band | |
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uns verschiedene schöne Wasserkünste sehen. Die Fahrt den Delaware hinauf, am Dienstag Morgen, war trotz des nebligen Wetters unendlich angenehm. Aber der Nebel hob von Zeit zu Zeit wieder seine schweren Draperien, und ließ dann hellgrüne Ufer von idealischer Schönheit sehen, mit Hügeln, schönen Bäumen, Landhäusern, waidenden Thieren, und einen ganz andern Charakter der Natur, als ich bis jetzt im Süden gefunden hatte. Bei Philadelphia kam der artige Professor Hart mir entgegen und holte mich in seine Wohnung ab. Und da bin ich die ganze Zeit über gewesen, und da bin ich auch jetzt an Seele und Leib in Anspruch genommen von dem Staats- und Gesellschaftsleben, sowie von vielem Interessanten, mitunter aber auch recht Mühsamen.
Die Quäcker — die „Freunde,“ wie sie hier gewöhnlich genannt werden, sind ausnehmend freundlich gegen mich, nehmen mich bei der Hand, nennen mich Friederike und Du, und führen mich in schönen Wagen umher, um alles Merkwürdige und Hübsche, sowohl in als außer der Stadt zu sehen. Und welch große und gute Anstalten sind nicht hier für das allgemeine Beste vorhanden! Das Herz erweitert sich, wenn man sie betrachtet und den Geist sieht, in welchem sie gehalten werden. Man muß hier nothwendig sehr staunen über den Contrast zwischen dem Sklavenstaate und[WS 1] dem freien Staat, zwischen dem Staat, dessen Princip[WS 2] die Selbstsucht, und dem Staat, dessen Princip die Menschenliebe ist, zwischen dem Staat, wo die Arbeit Sklaverei, und dem Staat, wo die Arbeit frei und eine Ehre der Freien ist. Und hier, wo man weiße Weiber vor ihren Hausthüren fegen sieht, wie ist nicht Alles so wohlgehalten, so zierlich und blühend, sowohl in der Stadt, als auf dem Land! Und diese öffentlichen Anstalten, diese Blumen der Menschenliebe — — ach! die Prachtgärten der Natur and das Paradies
Anmerkungen (Wikisource)
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Zweiter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Zweiter_Band.djvu/22&oldid=- (Version vom 4.8.2020)