Walther Kabel: Die Grafen Peltrière (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3) | |
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Vier Wochen waren vergangen. Da erhielt der Baron Rochette, der gerade dabei war, sich mit Hilfe seines Kammerdieners umzukleiden, einen Brief des Grafen.
„Lieber Baron,“ schrieb Peltrière, „wollen Sie mir einen Gefallen tun? Ich habe mir aus Belgien ein Paar neue gezogene Pistolen verschrieben, die ich gern durch Ihre sichere Hand auf ihre Schußleistungen erproben lassen möchte. Könnten Sie heute nachmittag zu uns herauskommen? Falls Sie nicht abtelephonieren, erwarten wir Sie bestimmt um vier Uhr. Ihr Peltrière.“
Hektor v. Rochette las, las nochmals. Etwas wie ein dumpfes Furchtgefühl überkam ihn plötzlich. Nachdenklich starrte er vor sich hin, während Jean mit geschickten Händen das Haar seines Gebieters scheitelte.
Unsinn! Was sollte denn hinter dieser Einladung so Besonderen stecken? Peltrières an ihn, den besten Pistolenschützen von Paris, gerichtete Bitte war die natürlichste Sache von der Welt. Die Zeilen waren harmlos, harmlos wie dieser ganze, sonst so brutal erscheinende Riese. Außerdem – jetzt besann er sich - Peltrière hatte ja selbst unlängst davon gesprochen, daß er sich neue Pistolen bestellt habe.
Aber trotz alledem vermochte der Baron ein leises Unbehagen nicht loszuwerden. Immer wieder ertappte er sich auf Gedanken, die sich mit einer ihm möglicherweise gestellten Falle beschäftigten.
Erst als er dem Grafen auf der Freitreppe des Schlosses die Hand schüttelte, schwanden auch die letzten Bedenken. Peltrière war unverändert liebenswürdig und schien über das pünktliche Eintreffen seines Gastes ehrlich erfreut.
„Meine Frau müssen Sie vorerst noch entschuldigen,
Walther Kabel: Die Grafen Peltrière (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 3). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1915, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Grafen_Peltri%C3%A8re.pdf/7&oldid=- (Version vom 31.7.2018)