Verschiedene: Die Gartenlaube (1877) | |
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Der gefeierte Schauspieler Sontag in Hannover schrieb bekanntlich ein Buch: „Vom Nachtwächter zum türkischen Kaiser. Bühnen-Erlebnisse aus dem Tagebuche eines Uninteressanten". In diesen Erinnerungen spricht er über alle Verhältnisse derjenigen Theater, denen er angehörte, in der ungeschminktesten Weise. Viele Bühnen sind es nicht. Nur vier Theatern hat Sontag während seiner Carrière angehört: Dresden, Wien, Schwerin, Hannover. Das Buch machte Sensation; es erreichte in vier Monaten drei Auflagen, und die gesammte Presse ist demselben geneigt. Heinrich Laube, Paul Lindau, Rudolf Gottschall, Hackländer, Ludwig Hartmann, Emil Bürde, Karl von Holtei, Otto Devrient, Franz Wallner, Adolf Schwarz und hundert Andere vereinigten sich zu einer Stimme in der Behauptung: „Das Buch ist ein werthvoller Beitrag zur Geschichte des deutschen Theaters.“ Anderer Meinung sind der Intendant und fünfzehn Mitglieder des Hoftheaters. Der Intendant beantragt in Berlin auf Grund von fünfzehn bis sechszehn verfänglichen Stellen Sontag’s Entlassung. Kaiser Wilhelm schlägt das Gesuch ab. Sontag ist beliebt bei Kaiser Wilhelm, trotz seiner Anhänglichkeit an seinen ehemaligen König Georg den Fünften oder, wenn wir unsern erhabenen Kaiser richtig beurtheilen, vielleicht gerade wegen dieser Anhänglichkeit. Zudem hat Sontag bei jedesmaliger Anwesenheit des Kaisers in Hannover seine bedeutendsten Leistungen vorgeführt, und außerdem ist die Achtung und Verehrung bekannt, die das ganze Haus Hohenzollern
Verschiedene: Die Gartenlaube (1877). Leipzig: Ernst Keil, 1877, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1877)_381.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)