Verschiedene: Die Gartenlaube (1876) | |
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dürfte unseren Eisenbahndirectionen wohl einen beherzenswerthen Wink in dieser Hinsicht geben und den Nachweis liefern, daß das Publicum gern in eine Preiserhöhung willigt, wenn ihm nur auch der gewünschte Comfort dagegen geboten wird.
No bist äun glicklich widder da,
Mei liebes Schwalbchen aus’n Siden?
Du werscht d’rsch wuhl gedacht schonn ha,
Daß etz de Bäme widder blihten;
Als wie saltong in d’r Terkei.
’s göbt su völ luse Leite salt,
Die eich thun nach ’m Laben stelle,
Ja, wurde ’s hier nur nech su kalt,
Denn hier thutt eich kä Mensch ä Leid,
Ihr wößt, daß ihr derhäme seid.
Nun röcht dei Heischen widder ein,
Un mach de Stobe blank un räne,
Denn ’s göbt doch nun bald widder Kläne,
Da werd’s bald drönn labennig sei,
Wenn lusgiht erscht de Piepserei.
Nun aber freilich werd’s fer dich
Das kläne Volk ös hongerig
Un kann noch nech alläne labe,
De Schnabel woll’n gefittert sei,
Da häßt’s: Alloh, schaff’ Brud ambei!
Du bist doch ömmer guter Dönge,
Un werscht nech epper ängstlich frah:
Wu soll ech nur satt Schnaken fönge?
De Liebe hölst d’r schonn derzu;
- ↑ Als Probe aus dem nächstens erscheinenden siebenten Bande der „Rudolfstädter Klänge“ von Anton Sommer. (Siehe Nr. 12 d. Jahrg.)
Ein neuer großer Schwindel. Wir erhalten nachstehende Zuschrift „An die Redaction“ und theilen dieselbe, unter Verantwortlichkeit des Unterzeichners für die Wahrheit des Inhalts, unseren Lesern mit:
„Seit einigen Monaten kommen aus Ceuta in Afrika, sowie aus Valencia in Spanien an Fabrikanten und Gewerbtreibende in verschiedenen Städten von Sachsen, Württemberg und Preußen ganz gleichlautende, unfrankirte Briefe in spanischer Sprache.
Die Briefe aus Ceuta sind jedesmal mit dem Namen des Adressaten unterschrieben, der Absender nennt sich den Sohn eines längst verschollenen Verwandten, ist wegen Unterschlagung einer Kriegscasse zu zehn Jahren Festung verurteilt, fühlt sich dem Tode nahe und will seine Tochter mit bedeutendem Vermögen dem Adressaten schicken, den er zum Vormunde derselben bestellt hat.
Die Briefe aus Valencia sind mit einem spanischen Namen unterschrieben der Absender will eine Kriegscasse in der Nähe des Wohnortes des Adressaten vergraben haben, und bittet um Reisegeld für seine Frau, damit dieselbe komme, den Schatz zu heben, von welchem dem Betreffenden der dritte Theil zugesichert wird.
Eine dritte Kategorie solcher Briefe endlich, ebenfalls aus Ceuta, ist von einer Frau unterschrieben, der Wittwe eines auf der Festung gestorbenen Officiers, sie bittet um Reisegeld, um eine von ihrem Manne vergrabene große Summe zu heben.
Dem Unterzeichneten sind schon viele solche Briefe aus Sachsen, Württemberg und Preußen zur Uebersetzung geschickt worden, und er hat natürlich die Adressaten sofort auf den offenbaren Schwindel aufmerksam gemacht. Es wäre aber nicht unmöglich. daß der Eine oder Andere, von dem vielleicht ein Familienmitglied vor vielen Jahren ausgewandert ist, dem Schwindler in Ceuta zum Opfer fiele, wenn auf seinen Brief die Bitte um einen Vorschuß für die Reise der besagten Tochter erfolgte, unter dem Vorwande, daß für den Augenblick nicht über das Vermögen verfügt werden könne.
Die geehrte Redaction wird daher durch Veröffentlichung obiger Zeilen den Betreffenden einen großen Dienst erweisen, ihnen viele Aufregung ersparen und sie vielleicht vor Schaden bewahren.
Leipzig, den 26. Juni 1875.
Einen neuen Beitrag zur literarischen Freibeuterei liefert das in St. Louis erscheinende Blatt „Die Abendschule“ in seiner Nummer vom 22. April d. J. Dasselbe druckt den in Nr. 10 unserer Zeitschrift enthaltenen Artikel „Der Veltliner Protestantenmord“ von Ernst Ziel nicht nur ohne Angabe der Quelle und des Autors, sondern auch in tendenziös geänderter Form ab. Die orthodox-lutherische Zeitung scheuet sich nicht, die „Gartenlaube“ zu plündern, wenn es sich um Füllung der Spalten auf Kosten anderer Blätter handelt, kennen gewisse fromme Herren keinen Unterschied der Farbe.
Kleiner Briefkasten.
L. K. in Drdn. Wir können Ihnen nur wiederholen daß wir gegen alle Verschleppung deutscher Töchter nach der französischen Schweiz principiell eingenommen sind und dazu unsere guten Gründe haben, die Ihnen neulich bereits angedeutet wurden. Einsichtsvolle Eltern dürfen und sollen sich nicht mit dem Französisch-Plappern, dem leidigen Clavierklimpern und einigen salonfähigen Verbeugungen begnügen, und viel mehr wird in der That in dem meisten der dortigen Pensionate nicht exercirt. Die Sache stellt sich freilich um Vieles günstiger, wenn eine deutsche oder doch schweizerisch-deutsche Dame an der Spitze eines Instituts steht, wie dies z. B. in Lausanne oder Montreux der Fall ist. Dort geht ein ernstpädagogisches Streben mit seiner Formenbildung und deutscher Gemüthswärme Hand in Hand, und aus solchen Pensionaten kehren die Töchter dann wenigstens nicht als verbildete Modedämchen in das elterliche Haus zurück.
Für Mädchen von dreizehn bis sechszehn Jahren hat ein solches schweizerisches Pensionat allerdings einen großen und verlockenden Reiz. Wer z. B. das Institut der Frau Doctor Großheim in Montreux, hoch oben auf der Höhe der Villa Bella, besucht und einige Tage dort verlebt hat, der versteht es wohl, daß sich die Zöglinge trotz aller Liebe zu den Eltern immer wieder hinsehnen nach der sanften liebevollen Leiterin des Instituts und der lachenden Gegend mit der wunderbar zauberischen Aussicht auf den grünen vielbelebten See. Viele von diesen Zöglingen hängen mit wahrhaft schwärmerischer Verehrung an der deutsch-protestantischen Frau, die es meisterhaft versteht, Herz und Gemüth der ihr anvertrauten Kinder zu bilden, ohne dabei das zu vernachlässigen, was später in dem Salon an Talenten und Kenntnissen verwertet werden soll. Man muß sie sehen, diese Schaar heiterer, übermütiger Mädchen, aus deren Augen eine ganze Feuergarbe von losen Streichen und Teufeleien blitzt, oder man muß ihnen begegnen in dem Rhonethal bei St. Maurice, wo sie die heißen Sommerwochen in gesunder Waldluft verleben und täglich nach den Lehrstunden stärkende Wanderungen antreten – all’ diesen bunten Wechsel harmloser Jugendlust muß man aus eigener Anschauung kennen gelernt und mit Verständniß durchlebt haben, um zu begreifen, daß den heimgekehrten Zöglingen trotz aller Traulichkeit des Vaterhauses die Thränen der Sehnsucht in die Augen treten wenn sie an die liebe Pflegemutter draußen in der Schweiz und die sonnige, ewig heitere Zeit in der Villa am Genfer See zurückdenken.
Einer für Viele. Wie man in dem Artikel „Wunderliche Leute“ (Nr. 24 unseres Blattes) einen Abfall von unserem Principe der Popularisirung der Wissenschaften sehen kann, ist uns unbegreiflich. Man verwechsele doch nicht Popularisirung mit Dilettantismus, echte Nutzbarmachung des Wissens mit der hohlen Coquetterie der Halb- und Viertelbildung. Nur die letztere ist es, welche in der Gestalt des „Krawutschke“ der Lächerlichkeit preisgegeben wird.
Ch. D. in L. Ein Lebensbild der jüngst verstorbenen George Sand hat die „Gartenlaube“ bereits im Jahrgange 1861 (Seite 265) aus der Feder von Schmidt-Weißenfels gebracht. Ferner finden Sie im Jahrgange 1864 (Seite 299) einen illustrirten Artikel über die berühmte Dichterin von Josef Dessauer, wie auch unser Blatt in späteren Jahren (1866 und 1867) die viel gefeierte Frau als Rednerin und Mutter mehrfach zum Gegenstande der Betrachtung gemacht hat. Angesichts dieser häufigen Beleuchtungen der George Sand glauben wir nunmehr, bei ihrem Tode, nicht mehr auf dieselbe zurückkommen zu sollen.
Mit dieser Nummer schließt das zweite Quartal. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das dritte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.
Die nächste Nummer beginnt mit der bereits früher angezeigten Erzählung
der dann Novellen von Herm. Schmid, Rud. Gottschall, A. Godin etc. folgen werden.
Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig anstatt 1 Mark 60 Pfennig). Auch wird bei derartigen verspäteten Bestellungen die Nachlieferung der bereit erschienenen Nummern eine unsichere.
Die Verlagshandlung.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1876). Leipzig: Ernst Keil, 1876, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1876)_440.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2023)