Anonym: Edda | |
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Blutig auf der Schüßel brachten sies Gunnarn.
„Hier hab ich Hiallis Herz des blöden,
Ungleich dem Herzen Högnis des kühnen.
Es schüttert sehr hier auf der Schüßel noch;
Da die Brust es barg bebt’ es noch mehr.“
Keiner Klage gedachte der kühne Helmschmied.
Blutig auf der Schüßel brachten sie’s Gunnarn.
„Hier hab ich das Herz Högnis des kühnen,
Ungleich dem Herzen Hiallis des blöden.
Man sieht es nicht schüttern auf der Schüßel hier;
Da die Brust es barg bebt’ es noch minder.
Wie du stäts den Schätzen sollst verbleiben.
Allein weiß Ich nun um den verborgnen
Hort der Hniflungen, da Högni todt ist.
Nun Ich nur übrig bin, ängst ich mich nicht mehr.
Nur der Rhein soll schalten mit dem verderblichen Schatz:
Er kennt das asenverwandte Erbe der Hniflungen.
In der Woge gewälzt glühn die Walringe mehr
Denn hier in den Händen der Hunnensöhne.“ —
Von Schwertern bewacht sein Schwager daher.
Mit Harm sah Gudrun der Helden Leid:
Den Thränen wehrend trat sie in die tosende Menge:
Oft geschworne Eide, die ihr einst gelobt
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/232&oldid=- (Version vom 31.7.2018)