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Seite:Die Edda (1876).djvu/222

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Anonym: Edda

32. Gudhrûnarkvidha thridhja.
Das dritte Gudrunenlied.

Herkia hieß eine Magd Atlis, die seine Geliebte gewesen war. Sie sagte dem Atli, sie habe Dietrich und Gudrun beide beisammen gesehen. Darüber ward Atli sehr verstört. Gudrun sprach:


1
Was ist dir, Atli,   du Erbe Budlis?

Was belädt dir das Herz?   Du lachst nicht mehr.
Vielen Fürsten   gefiel’ es beßer,
Sprächst du mit den Leuten   und sähst mich an.


Atli.
2
Mich grämt, Gudrun,   Giukis Tochter,

Was hier in der Halle   mir Herkia sagte:
Unter Einer Decke   mit Dietrich schliefst du,
Los in das Leintuch   lägt ihr gehüllt.


Gudrun.
3
Über das Alles   Eide leist ich dir

Bei jenem geweihten   weißen Stein,
Daß ich mit Dietmars Sohne   nicht zu schaffen hatte
Was dem Herren   gehört und dem Gatten.

4
Hab ich den Herzog   umhalst etwa,

Den Unbescholtnen   einmal vielleicht,
Auf Andres zielten   unsre Gedanken,
Da harmvoll Zwiegespräch   wir Zweie hielten.

5
Zu dir kam Dietrich   mit dreißig Mannen:

Nicht Einer lebt ihm   von allen dreißigen.
Bring deine Brüder   in Brünnen hieher,
Mit deinen nächsten   Neffen umgieb mich.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/222&oldid=- (Version vom 31.7.2018)