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Seite:Die Edda (1876).djvu/184

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Anonym: Edda

24. Fafnismâl.
Das Lied von Fafnir.

Sigurd und Regin fuhren aufwärts zur Gnitahaide und fanden da Fafnirs Weg, auf dem er zum Waßer kroch. Da machte Sigurd eine große Grube im Wege und stellte sich hinein. Als aber Fafnir von seinem Golde kroch, blies er Gift von sich und das fiel dem Sigurd von oben aufs Haupt. Als aber Fafnir über die Grube wegglitt, stach ihm Sigurd das Schwert ins Herz. Fafnir schüttelte sich und schlug mit Haut und Schweif. Da sprang Sigurd aus der Grube, wo denn Einer den Andern sah. Fafnir sprach:


1
Gesell und Gesell,   welcher Gesell erzeugte dich,

Was bist du mir ein Menschenkind?
Der in Fafnir färbtest   den funkelnden Stahl;
Mir haftet im Herzen dein Schwert.


Aber Sigurd verhehlte seinen Namen, weil es im Altertum Glaube war, daß eines Sterbenden Wort viel vermöchte, wenn er seinen Feind mit Namen verwünschte. Er sprach:


2
Wunderthier heiß ich,   ich wank umher,

Ein Kind, das keine Mutter kennt.
Auch miss ich den Vater,   den Menschen sonst haben,
Ich gehe einsam, allein.


Fafnir.
3
Missest du den Vater,   den Menschen sonst haben,

Welches Wunder erzeugte dich?


Sigurd.
4
Mein Geschlecht   ist dir schwerlich kund

Und ich selber auch nicht.
Sigurd heiß ich,   Sigmund hieß mein Vater;
Meine Waffe verwundete dich.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/184&oldid=- (Version vom 31.7.2018)