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Seite:Die Edda (1876).djvu/175

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Anonym: Edda

Sigurd.
32
Wie so denn, Gripir?   Sage mir an.

Weist du Wankelmuth   in meinem Wesen?
Werd ich mein Wort   nicht bewähren der Maid?
Ich schien sie zu lieben   aus lauterm Herzen.


Gripir.
33
Das wirst du Fürst,   durch fremde Tücke;

Der Räthe Grimhilds   wirst du entgelten:
Die weißgeschleierte   wird sie dir bieten,
Die eigene Tochter:   so betriegt sie dich, König!


Sigurd.
34
Schließ ich Verschwägerung   mit Giukis Geschlecht

Und gehe den Bund   mit Gudrun ein,
Wohl gefreit   hätte der Fürst,
Müst ich mich nicht   um Meineid ängstigen.


Gripir.
35
Grimhild wird dich   gänzlich bethören:

Sie bringt dich dazu,   um Brynhild zu werben
Zu Handen Gunnars,   des Gotenkönigs.
Zu früh gelobst du die Fahrt   des Fürsten Mutter.


Sigurd.
36
Meinthaten geschehen,   das merk ich wohl:

Übel wankt   Sigurds Wille,
Wenn ich werben muß   um die wonnige Maid
Einem Andern zu Handen,   der ich hold bin selber.


Gripir.
37
Ihr werdet euch alle   Eide leisten,

Gunnar und Högni,   und du, Held, der dritte.
Unterwegs wechselt   ihr Wuchs und Gestalt,
Du und Gunnar:   Gripir lügt nicht!


Sigurd.
38
Warum thun wir das?   Warum tauschen

Wir unterwegs   Wuchs und Gestalt?
Schon fürcht ich, es folge   noch andre Falschheit,
Gar grimme:   sprich, Gripir, weiter.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/175&oldid=- (Version vom 31.7.2018)