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Seite:Die Edda (1876).djvu/174

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Anonym: Edda

Gripir.
25
Nun will ich Sigurden   Alles sagen,

Da mich drängt   der Degen dazu.
Wiße gewiss,   die Wahrheit ist es:
Dir ist ein Tag   zum Tode bestimmt.


Sigurd.
26
Nicht reizen will ich dich,   reicher König,

Deinen guten Rath nur,   Gripir, erlangen.
Wißen will ich   und sei es auch widrig,
Welch Schicksal weist du   Sigurds warten?


Gripir.
27
Eine Maid ist bei Heimir,   herlich von Antlitz,

Mit Namen ist sie   Brynhild genannt,
Die Tochter Budlis;   aber der theure
Heimir erzieht   die hartgesinnte.


Sigurd.
28
Was mag mir schaden,   ob schön die Maid

Von Antlitz sei,   die Heimir aufzieht?
Das sollst du mir, Gripir,   von Grunde melden,
Denn alles Schicksal   schaust du voraus.


Gripir.
29
Schier alle Freude   führt dir dahin

Die schöne von Antlitz,   die Heimir aufzieht.
Schlaf wirst du nicht schlafen,   nicht schlichten und richten,
Die Männer meiden,   du sähst denn die Maid.


Sigurd.
30
Was lindert das leidige   Looß dem Sigurd?

Sage mir, Gripir,   siehst dus voraus.
Mag ich die Maid   um Mahlschatz kaufen,
Des Volksgebieters   blühende Tochter?


Gripir.
31
Ihr werdet euch alle   Eide leisten,

Hoch und heilig,   doch wenige halten.
Warst du Giukis   Gast eine Nacht,
So hat Heimirs Maid   dein Herz vergeßen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Edda_(1876).djvu/174&oldid=- (Version vom 31.7.2018)